Im Mittelpunkt steht eine Neufassung ihres Inflationsziels, das manche Experten als missverständlich kritisiert hatten. Aber auch die Festlegung der künftigen Rolle der Währungshüter im Kampf gegen den Klimawandel dürfte ein wichtiges Ergebnis des Strategiechecks sein.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die die Notenbank seit November 2019 führt, hatte die Generalüberholung bereits kurz nach ihrem Amtsantritt in Aussicht angekündigt. Durch die Corona-Krise verzögerte sich die Überprüfung allerdings. Die EZB hatte letztmalig im Jahr 2003 ihre Strategie überarbeitet. Damals hatte sie ihr mittelfristiges Preisstabilitätsziel von 1998 präzisiert. Bis dahin hatte es auf unter zwei Prozent gelautet - angepasst wurde es auf "unter, aber nahe zwei Prozent". Seitdem blieb diese Formulierung gültig.

Manche Währungshüter hatten an dem Ziel zuletzt bemängelt, es verleite zu der Interpretation, zu hohe Inflationsraten bereiteten der Notenbank mehr Sorgen als zu niedrige. Erwartet wird, dass das neue Ziel nun bei zwei Prozent liegen wird und von der EZB als ein symmetrisches erklärt wird. An den Börsen wird vor allem darauf geachtet, ob die EZB gewillt ist, die Inflationsrate für eine gewisse Zeit über die Marke hinausschießen zu lassen, nachdem die Teuerung im Euro-Raum für lange Zeit sehr niedrig geblieben ist und zeitweise sogar auf unter Null Prozent gesunken war. Zuletzt war die Inflation im Euroraum allerdings sprürbar gestiegen, was vor allem auf Nebenwirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt wird.

Dazu dürfte die EZB ihre Rolle im Kampf gegen den Klimawandel bestimmen. Zuletzt wurden unter den Währungshütern unter anderem Vorschläge diskutiert, die Anforderungen an Sicherheiten in den geldpolitischen Kreditgeschäfte mit Banken entsprechend anzupassen. Es gab auch Überlegungen, die Anleihenkäufe der Notenbank über die verschiedensten Wege unter Klimagesichtspunkten neu zu justieren. Doch hierzu gab es im 25-köpfigen EZB-Rat zuletzt unterschiedliche Positionen.

Die Euro-Notenbank will die Ergebnisse ihres Strategiechecks zunächst gegen Mittag bekanntgeben. Lagarde will dann am Nachmittag die Resultate auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit erläutern.

(AWP)