Das Barometer für die Exporterwartungen fiel im Juli zwar nur um 0,1 auf minus 6,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist jedoch der schlechteste Wert seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie die weltweite Konjunktur abwürgte. "Die Nachfrage aus dem Ausland entwickelt sich eher schwach", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Dies ist auch die Folge der restriktiven Geldpolitik in den USA und Europa, welche nach und nach ihre Wirkung entfaltet."

Die Zentralbanken haben auf beiden Seiten des Atlantiks ihre Zinsen kräftig heraufgesetzt, um die Inflation zu bekämpfen. Das treibt die Finanzierungskosten in die Höhe, etwa für den Kauf von Waren "Made in Germany". "Gegenwärtig gibt es auch kaum Hinweise, dass sich dies kurzfristig ändern könnte", ergänzte Wohlrabe mit Blick auf die maue Nachfrage.

Das Ifo-Institut sieht derzeit wenige Lichtblicke in der Industrie. Die Mehrzahl der Branchen geht demnach davon aus, dass die Exporte in den kommenden drei Monaten rückläufig sein werden. Wie im Vormonat erwarten nur die Bekleidungshersteller und die Getränkeindustrie merkliche Zuwächse beim Auslandsgeschäft. "Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie trüben sich die Aussichten immer weiter ein", hiess es. "Auch die Autobauer rechnen mit einer schwachen Entwicklung." Die Hersteller von Lederwaren sowie Textilen gehen sogar von deutlichen Rückgängen beim Exportgeschäft aus.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) macht der exportabhängigen deutschen Wirtschaft immerhin ein wenig Hoffnung. Die Weltwirtschaft dürfte demnach in diesem Jahr etwas kräftiger zulegen als noch im April vermutet. Der IWF hob seine Prognose um von 2,8 auf 3,0 Prozent an. Es gebe aber weiter viele Probleme, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. "Es ist zu früh, um zu feiern", fügte er hinzu.

(Reuters)