An den Übernahmeplänen AMS für Osram Licht scheiden sich die (Analysten-)Geister. Kritisch stand den Plänen bisweilen vor allem die britische Barclays gegenüber. Und das, obwohl sie die AMS-Aktie seit Dezember 2017, als diese noch gut 90 Franken kostete, mit "Overweight" zum Kauf empfiehlt.

Doch damit ist nun Schluss. Die Grossbank vollzieht eine spektakuläre Kehrtwende und stuft die Aktie des übernahmehungrigen Sensorenherstellers von "Overweight" auf "Underweight" herunter. Um der Verkaufsempfehlung das nötige Gewicht zu verleihen, wird das Kursziel auf 34 (zuvor 58) Franken zusammengestrichen. Zur Erinnerung: In der Spitze errechneten die Briten gar ein Kursziel von 140 Franken für die Aktie.

Die Verkaufsempfehlung setzt der AMS-Aktie zu. Nach einem Rücksetzer bis auf 41,20 Franken verliert sie zur Stunde noch 2,6 Prozent auf 42,75 Franken. Bis zum Kursziel von 34 Franken sind es aber weiterhin gut 20 Prozent.

Der Sinn der milliardenschweren Übernahme erschliesse sich ihm nicht, schreibt der verantwortliche Barclays-Analyst. Er, der als profunder Branchenkenner gilt, sieht zwar durchaus Anknüpfungspunkte zwischen AMS und Osram Licht. Allerdings sind die besagten Geschäftsaktivitäten (VCSEL, microLED) für keine 10 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich. Seines Erachtens übernimmt AMS mit Osram für viel Geld ein wachstumsschwaches Unternehmen, das zuerst mühsam wieder auf Kurs gebracht werden muss.

Spitzenplatz auf der Gewinnerliste 2019 in Gefahr?

Der Analyst befürchtet deshalb, dass Osram die ansonsten eigentlich guten Wachstumsaussichten von AMS verwässern. Er geht während mindestens drei Jahre von einer Gewinnverwässerung aus der Übernahme aus, wobei die Konditionen für die milliardenschwere Kapitalerhöhung zu deren Finanzierung noch gar nicht bekannt sind.

Beeindruckende Kursentwicklung der AMS-Aktie seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Um den Spitzenplatz unter den diesjährigen Gewinnern aus dem Swiss Leaders Index (SLI) muss die AMS-Aktie vermutlich wohl nicht mehr bangen. Knapp zwei Wochen vor dem Jahreswechsel führt sie die Gewinnerliste mit einem satten Kursplus von gut 86 Prozent an. Die nächstbesten SLI-Komponenten Vifor Pharma (+65 Prozent) und Partners Group (+47 Prozent) sind weit abgeschlagen.

Da die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Osram-Übernahme erst für das kommende Frühjahr geplant ist, stellt auch diese den diesjährigen Spitzenplatz der AMS-Aktie nicht mehr in Frage.