Wie Roche am Montag mitteilte, wird es die Telavant Holdings übernehmen, ein Unternehmen im Besitz des US-Biotechunternehmens Roivant und des US-Konzerns Pfizer. Damit erhalten die Basler die Entwicklungs-, Herstellungs- und Vermarktungsrechte für den Wirkstoff RVT-3101 in den USA und Japan von Telavant.

Der Genussschein von Roche, das diesjährige Schlusslicht im Swiss Market Index, steigt im frühen Handel am Montag um 0,6 Prozent auf 240,55 Franken. Der "Bon" handelt derzeit auf dem tiefsten Stand seit fünf Jahren. Im April 2022 war der Titel kurzeitig über noch 400 Franken gestiegen.

RVT-3101 ist eine vielversprechende neue Therapie, die für Patienten entwickelt wird, die an entzündlichen Darmerkrankungen leiden, einschliesslich Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Laut Roche werden weltweit fast 8 Millionen Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen diagnostiziert. Bei 80 Prozent der Betroffenen klingen diese nicht dauerhaft ab.

Abschluss spätestens im ersten Quartal 2024 erwartet

Mit der Transaktion bestätigt Roche einen Bericht, den das "Wall Street Journal" (WSJ) bereits Mitte Juli veröffentlicht hatte.

Roche wird einen Kaufpreis von 7,1 Milliarden US-Dollar im Voraus und eine kurzfristige Meilensteinzahlung von 150 Millionen US-Dollar leisten. Nach Abschluss der Transaktion wird Roche die vollen Rechte für die weitere Entwicklung und Herstellung von RVT-3101 und dessen Vermarktung in den USA und in Japan haben - vorausgesetzt die klinischen und regulatorischen Voraussetzungen werden erfüllt. Die Transaktion werde voraussichtlich im vierten Quartal 2023 oder im ersten Quartal 2024 abgeschlossen.

"Auf den ersten Blick nicht gerade 'billig', aber es könnte ein Best-in-class bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen werden", schreibt die Zürcher Kantonalbank in einer beurteilung des Roche-Deals. Im Vergleich zu ähnlichen Akquisition gewinne man aber den Eindruck gewinne, dass der Preis für den RVT-3101 genannten Wirkstoffkandidaten "nicht zu hoch" sei.

Und auch die Experten von Vontobel sind der Ansicht, dass es sich um einen sinnvollen Zukauf handelt. Der Deal bestärke die Überzeugung, dass Roche entschlossen sei, Wachstum über das Jahr 2025 hinaus auch durch grössere Akquisitionen und durch Kandidaten in der Spätphase zu generieren. Im Falle einer Zulassung habe RVT-3101 zudem Blockbuster-Potenzial und der medizinische Bedarf in diesem Bereich sei hoch.

Zudem hat Roche sich verpflichtet, so bald wie möglich eine weltweite Phase-III-Studie für RVT-3101 zu beginnen, um diese Therapie für Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen verfügbar zu machen. Ausserhalb der USA und Japans hält Pfizer die Vermarktungsrechte.

In ersten Studien (Phase IIb) wurde der Kandidat bereits bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa untersucht und erwies sich dabei als wirksam.

Weitere Zusammenarbeit mit Pfizer möglich

Gleichzeitig hat Roche im Rahmen der Vereinbarung die Möglichkeit, mit Pfizer eine globale Zusammenarbeit zu starten, um an einem bispezifischen Antikörper der nächsten Generation zu forschen. Aktuell wird dieser in ersten klinischen Studien erprobt.

Telavant wurde 2022 gemeinsam von Roivant und Pfizer gegründet, um RVT-3101 in den USA und Japan zu entwickeln und zu vermarkten. Roivant besitzt 75 Prozent der ausgegebenen und ausstehenden Telavant-Aktien, Pfizer die restlichen 25 Prozent.

Das US-Biotechunternehmen Roivant Sciences wiederum wurde 2014 von vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Vivek Ramaswamy gegründet. Dieser war Jahr von seinen Funktionen zurückgetreten, um sich ganz auf seinen Präsidentschaftswahlkampf zu konzentrieren.

(AWP/cash)