Hedgefonds und Vermögensverwalter sind sich so uneins über die weitere Kursentwicklung an den amerikanischen Obligationenmärkten wie seit 5 Jahren nicht mehr. Letztmals derart geteilter Meinung waren diese 2018, als die US-Notenbank Fed ebenfalls vor einem Höhepunkt des Zins-Straffungszyklus stand.

Die Preise für 10-jährige US-Obligationen - sogenannte Treasuries - haben sich seit Jahresanfang deutlich erholt aufgrund der Erwartung, dass die Fed den beispiellosen Zinserhöhungen seit einer Generation bald ein Ende setzen werde. Diese haben Staatsanleihen deutlich attraktiver werden lassen. Wie die jüngsten Emissionsergebnisse von US-Staatsanleihen zeigen, ist die Nachfrage nach Renditeanlagen hoch. Internationale Investoren wie Pensionskassen erachten das Kaufen und Halten von Obligationen als attraktiv und werden von den höheren Zinszahlungen auf Benchmark-Anleihen angelockt.

"Die Zinsmärkte sind bullish für Anleihen mit einem wachsenden Konsens darüber, dass die Fed mit Zinserhöhungen fast fertig ist", sagte Andrew Ticehurst, Zinsstratege in Sydney bei Nomura. "Die Wahrnehmung ist, dass ihre zukünftigen Massnahmen möglicherweise nicht mehr so falkenhaft sein werden, wie die aktuelle Mitteilungen das vermuten lassen. Die Hunde bellen laut, beissen aber nicht", so seine Konklusion. 

Diese positive Aussicht teilen allerdings nur die Hälfte der Hedgefonds-Manager. Laut der neuesten Daten der Commodity Futures Trading Commission sind die Netto-Short-Leveraged-Fonds-Positionen in den Futures für 10-jährige Anleihen auf den höchsten Betrag seit 2019 angewachsen. In diesem Falle verkaufen Hedgefonds Obligationen-Futures in der Hoffnung, dass die Renditen ansteigen und somit der Preis der Obligationen fällt. 

Vor diesem Hintergrund könnten Hedgefonds nun weitere Futures auf 10-jährigen Anleihen leer zu verkaufen und dagegen auf kürzerlaufende Obligationen zu setzen. Aktuell rentieren kurzlaufende 1-jährige Staatsanleihen - sogenannte T-Bills - rund 4,70 Prozent, die 10-jährigen Staatsanleihen dagegen nur 3,50 Prozent. Diese Hedgefonds spekulieren darauf, dass die kurzfristigen Renditen sinken und die langfristigen Renditen steigen oder stagnieren - und somit die inverse Zinskurve bestenfalls kleiner würde. 

Die Statistiken sprechen allerdings nicht nur für die Bären, auch die Bullen können optimistisch auf eine Auswertung in der Vergangenheit blicken: Die Anzahl der Netto-Long-Positionen ist erstmals seit 2006 jüngst auf einen neuen Rekord angestiegen. Für weitere Spannung ist also gesorgt.

(Bloomberg/cash)

Renditeentwicklung 10-Jährige US-Staatsanleihen

Renditeentwicklung 10-Jährige US-Staatsanleihen

Quelle: Bloomberg