Sika, die Sika-Grossaktionäre der Familie Burkhard und Saint‐Gobain hätten Verträge zur Beilegung ihrer Streitigkeiten unterzeichnet, teilte Sika am Freitag mit. Sie verständigten sich auf eine komplexe Transaktion, bei der Sika unabhängig bleibt und Saint-Gobain sowie die Familie Burkard einen Gewinn einstreichen. Damit geht ein seit Dezember 2014 andauernder Streit zu Ende, der ein Heer von Beratern und mehrere Gerichte beschäftigte.

Auslöser der Auseinandersetzung war der Entschluss der Sika-Gründerfamilie im Jahr 2014, ihren Anteil an der über 100-jährigen Firma ohne das Wissen der Sika-Spitze für 2,75 Milliarden Franken an Saint-Gobain zu verkaufen. Die Burkards halten zwar nur gut 17 Prozent des Kapitals, aber die Mehrheit der Stimmrechte. Doch der Sika-Verwaltungsrat vereitelte die Transaktion, indem er die Stimmrechte der Familie beschnitt. Es folgte ein jahrelanges Patt.

Saint-Gobain übernimmt nun die Schenker-Winkler-Holding von der Familie Burkard für 3,22 Milliarden Franken. Sieben Prozent der Aktien verkauft Saint-Gobain anschliessend für 2,08 Milliarden Franken an Sika selbst weiter. Damit verdienen die Franzosen an dem Deal über 700 Millionen Franken. Saint-Gobain habe sich verpflichtet, die restlichen 10,75 Prozent der Sika-Anteile mindestens zwei Jahre lang nicht zu veräußern. Danach habe Sika ein Vorkaufsrecht an den eigenen Titeln. 

Die Parteien wollen alle Gerichtsverfahren beenden. Sika und Saint-Gobain beabsichtigen zudem, die bestehende Geschäftsbeziehung zu erweitern. Einem Insider zufolge deutet aber vieles darauf hin, dass Sika mit den Transaktionen Saint-Gobain auf längere Sicht los werde. 

Einführung einer Einheitsaktie

Sika finanziert die Transaktion mittels einer Brückenfinanzierung der UBS. Anschliessend ist die Ausgabe von Schuldverschreibungen und ähnlichen Instrumenten geplant. Ziel sei dabei die Erhaltung des Investment Grade-Ratings und der finanziellen Flexibilität, schreibt Sika. 

Die von Saint Gobain gekauften Aktien sollen vernichtet werden. Der Sika Verwaltungsrat plant zudem die Aktienstrukturen zu vereinfachen. An einer Generalversammlung am 11. Juni soll eine Einheitsaktie eingeführt werden. Auf Basis der Inhaberaktien soll dabei das Verhältnis 1 zu 60 betragen. Zudem soll die 5% Vinkulierung und das Opting-Out abgeschafft werden. Mit der Einheitsaktie dürfte die Wahrscheinlichkeit aber steigen, dass Sika dennoch zu einem Übernahmeziel wird.

Eine Lösung der Auseinandersetzung wurde auch durch den kräftigen Anstieg des Sika-Aktienkurses ermöglicht. Während Saint-Gobain ursprünglich vereinbarte, der Familie eine Prämie von rund 80 Prozent zum damaligen Aktienkurs zu zahlen, hat sich dieser Aufschlag inzwischen in einen Abschlag verwandelt. Sika ist an der Börse gegenwärtig insgesamt über 16 Milliarden Franken wert. 

(Reuters/AWP/cash)