Hui oder Pfui? Die langsam auslaufende Zahlensaison hat aufgezeigt, dass einerseits zahlreiche Firmen weiterhin flott unterwegs sind, andererseits aber Ergebnis-Enttäuschungen gnadenlos abgestraft werden. So gerieten im Anschluss an die Halbjahres-Resultate etwa die Valoren von Bobst, Dormakaba, Emmi oder U-Blox unter starken Verkaufsdruck.

Ein solches Umfeld ruft die "Stock-Picker" auf den Plan, die gezielt Einzelaktien auswählen, denen eine Überrendite zugetraut wird. Natürlich ist in einem tendenziell eher überkauften Aktienmarkt die Wahl alles andere als leicht. cash hat sich nichtsdestotrotz auf die schwierige Suche nach verheissungsvollen Schweizer Aktien gemacht und ist fündig geworden:

Swiss Life - Schwung dank neuer Strategie

Ein solider Versicherer darf im "Herbst-Chörbli" nicht fehlen. Als solcher kann Swiss Life bezeichnet werden. Grosse Enttäuschungen gab es in der jüngeren Vergangenheit nie, mit den Zahlen zum ersten Halbjahr 2018 konnten die Gewinnerwartungen gar übertroffen werden. Doch richtig in Schwung ist die Aktie dadurch nicht gekommen, wie die Zickzack-Bewegung des Kurses in den letzten 52 Wochen zeigt:

Entwicklung der Aktie von Swiss Life in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Die Performance von 1 Prozent seit einem Jahr ist sehr dürftig, aber es liegt ein Kursanstieg in der Luft: Am 29. November wird die Swiss Life im Rahmen des Investorentages die Strategie bis 2021 vorstellen, welche ambitionierter als die bisherige formuliert werden dürfte. Denkbar ist auch die Bekanntgabe einer neuen Ausschüttungsquote auf bis zu 60 Prozent des Gewinns. Der Zielbereich liegt derzeit bei 30 bis 50 Prozent. Die aktuelle Dividendenrendite von 3,8 Prozent könnte dadurch gehörig aufgepeppt werden und die Swiss Life auf die gleiche Stufe wie die Dividendenkönige Swiss Re (Dividendenrendite: 5,7 Prozent) und Zurich (6,1 Prozent) hieven. 

Swisscom – es ist nicht alles schlecht

Die Kursentwicklung von Swisscom war jüngst miserabel: Seit Jahresbeginn hat die Aktie 16 Prozent eingebüsst, in den letzten vier Wochen beträgt die Performance minus 7 Prozent. Der Einstieg von Salt ins Festnetzgeschäft im März und durchzogene Halbjahreszahlen mit einem (leicht) rückläufigen Schweizer Geschäft haben dem Kurs zugesetzt. Dem nicht genug, prügeln die Analysten auch noch weiter auf den Telekommunikationskonzern ein: Gemäss Daten von Bloomberg empfehlen von 23 abdeckenden Analysten gerade mal drei zum Kauf  des Swisscom-Titels. Die Sorge vor einem Preiskampf in der Schweiz stimmt die Analysten pessimistisch.

Nur: Die Tiefpreisstrategie von Salt hat bisher keine grösseren Auswirkungen auf die Geschäfte von Swisscom. Die Furcht vor einem eskalierenden Preiskampf ist womöglich übertrieben, der Schweizer Kunde ist nicht sehr preissensitiv. Ausserdem gehört Swisscom die Zukunft: Beim kommenden Mobilfunknetz 5G hat sie eine führende Rolle. Dank Themen wie "Internet der Dinge" wird die Swisscom so spätestens in ein paar Jahren von der Übermittlung steigender Datenmengen profitieren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 von knapp 15 und einer hübschen Dividendenrendite bei 5,1 Prozent lockt die Swisscom-Aktie - die ausserdem dank dem defensiven Charakter auch bei einer Konjunktureintrübung keine hohen Einbussen erleiden dürfte - zum Kauf.

Autoneum - günstig bewerteter Titel

Autoneum ist der weltgrösste Autozulieferer für Lärm- und Hitzedämmungen. Schon seit einiger Zeit gehört die Aktie zu den Schweizer Werten mit dem tiefsten KGV (aktuell 11,4). Allerdings hat diese tiefe Bewertung auch ihren Grund:  Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch, darüber hinaus haben viele Skandale in den letzten Jahren den Ruf der Branche beschädigt. Das hat Anleger bei solchen Aktien vorsichtiger werden lassen.

Im ersten Halbjahr hat Autoneum ausserdem mit einer tieferen Profitabilität enttäuscht und die Jahresprognose 2018 für die Gewinnmarge von 8 auf 7 Prozent gesenkt. Entsprechend hat die Aktie 2018 bisher mit minus 18 Prozent deutlich an Terrain eingebüsst. Doch Einschätzungen von Analysten zeigen, dass Autoneum mit der neuen Zielsetzung wohl eher auf der vorsichtigeren Seite ist und das Jahr besser als befürchtet ausfallen dürfte. Die Kursziele der Analysten für Autoneum reichen von 242 Franken (UBS) bis 320 Franken (Credit Suisse). Zum aktuellen Kurs bei 231 Franken bedeutet dies ein Aufwärtspotenzial von 5 bis 40 Prozent.

Ceva Logistic – von Analysten geliebt, von Anlegern gemieden

Transportlogistiker leben in einer unsicheren Zeit: Durch den Handelsstreit der USA mit zahlreichen Nationen droht ihnen ein happiger Rückgang von Transportaufträgen. Bei Ceva hat sich das in den Zahlen aber nicht negativ bemerkbar gemacht. Im ersten Halbjahr hat sich die operative Gewinnmarge verbessert, ausserdem konnten die Schulden dank dem Börsengang halbiert werden. Die operative Richtung stimmt also.

In Zukunft könnte Ceva darüber hinaus zum soliden Dividendenausschütter werden: Das Unternehmen will künftig mindestens 40 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Doch noch sind Ceva und die Börse keine Liebesbeziehung: Seit dem Börsengang vom 4. Mai 2018 hat die Aktie ganze 22 Prozent eingebüsst. Das soll sich aber bald ändern, zumindest wenn es nach den Analysten geht: Zum aktuellen Kurs sehen sie ein Aufwärtspotenzial von 26 Prozent (Credit Suisse) bis 60 Prozent (Morgan Stanley). Gelingt es Ceva über die nächsten Quartale profitabler zu werden, kann die Aktie den Anlegern noch viel Freude bereiten. 

AMS – Abschläge sind übertrieben

Beim Halbleiterhersteller AMS ist es nach einem langen Kursanstieg im März plötzlich zu einem starken Einbruch der Aktie gekommen. Vom Allzeithoch am 12. März 2018 bei 121,20 Franken hat sich AMS inzwischen wieder um fast 40 Prozent entfernt. Wegen Absatzproblemen des wichtigen Grosskunden Apple sind die letzten Monate Befürchtungen laut geworden, dass AMS die im Januar erhöhten Mittelfristziele verfehlen könnte. Gemäss diesen wollen die Österreicher von 2016 bis 2019 mit durchschnittlich 60 Prozent pro Jahr wachsen und darüber hinaus im Jahr 2020 eine operative Marge von 30 Prozent erzielen.

Im zweiten Quartal 2018 resultierte ein Reinverlust von 34,6 Millionen Dollar. Das hat damit zu tun, dass das (teure) iPhoneX deutlich weniger verkauft wurde und die nächste Smartphonegeneration bei Apple noch nicht bereit stand. Das wird im dritten Quartal anders: Am 12. September werden - rechtzeitig zum umsatzreichen Weihnachtsgeschäft - die neuen iPhone-Modelle vorgestellt. Das könnte der Aktie wieder einen Schub geben. Denn Luft nach oben besitzt sie allemal: Gemäss Berechnungen der ZKB liegt das KGV 2019 für AMS bei tiefen 10,5.

Kursentwicklung AMS in den letzten 2 Jahren, Quelle: cash.ch