Der deutsche Einzelhandel hat ein schwieriges erstes Halbjahr mit einem unerwarteten Umsatzrückgang beendet. Die Einnahmen fielen im Juni um 0,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es sogar einen Rückgang von 0,8 Prozent.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von drei Prozent. Inflationsbereinigt dürfte er allerdings um vier Prozent sinken. "Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen kürzlich. "Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ins Laufen kommt." Das von den GfK-Forschern ermittelte Konsumklima-Barometer für August stieg zwar leicht, verharrte aber mit minus 24,4 Zähler tief im negativen Bereich. "Das Niveau wird in den kommenden Monaten niedrig bleiben", sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. "Der private Konsum wird demnach keinen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten können."

Besonders stark litt im ersten Halbjahr der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln unter der Kaufzurückhaltung der Kunden: Hier gab es einen realen Umsatzeinbruch von 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch der Internet- und Versandhandel verzeichnete ein deutliches Minus, und zwar von 7,3 Prozent. Die Geschäfte mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren wuchsen hingegen um 7,3 Prozent. 

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem realen Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hiess es dazu:

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:

"Die Trostlosigkeit deutscher Konjunkturmeldungen setzt sich fort. Die Einzelhandelsumsätze geben im Juni nach – die Minuszeichen dominieren derzeit den Datenreigen. Allerdings muss nun zumindest eingeräumt werden, dass sich die Konsumausgaben zuletzt sogar von der freundlichen Seite zeigten. Der Rückgang im Juni markiert in diesem Jahr überhaupt erst den zweiten Rückgang der Einzelhandelsumsätze im direkten Monatsvergleich. Die Juni-Zahl darf deshalb auch nicht zu sehr dramatisiert werden.

Den privaten Konsumausgaben ist es auch zu verdanken, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt nicht erneut rückläufig war, sondern zumindest stagnierte. Das soll jetzt allerdings nicht heissen, dass sich der Konsum durch eine Dynamik auszeichnet. Es ist zu befürchten, dass sich die Konsumenten im zweiten Halbjahr weiterhin in Zurückhaltung üben werden. Die Wirtschaftsaussichten bleiben trübe."

Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:

"Der Umsatz bleibt angeschlagen. Zum Tief im März besteht dennoch ein kleines Polster. Es besteht die vage Hoffnung, dass der Abwärtstrend einen Boden zu bilden scheint. Die schlechte Konsumlaue spricht jedoch gegen einen Turnaround. Der private Verbrauch behält den Status Sorgenkind."

(Reuters)