Sowohl der SMI als auch der breite SPI konnten auf Wochensicht leichte Gewinne verbuchen, was erstaunt, angesichts der unsicheren Entwicklungen der Ukraine-Krise und der hohen Inflation. Auf Sicht von einem Monat ist die Erholung vom Kurstaucher von Anfang März noch deutlicher. So hat der SMI 4 Prozent dazugewonnen, während der SPI gar um 4,6 Prozent vorgerückt ist.

In den vergangenen vier Wochen haben sich einzelne Aktien überdurchschnittlich positiv, aber auch besonders negativ entwickelt. Hierzu eine Selektion:

Novartis - Aufwärtstrend erkennbar

Die Aktie von Novartis steht seit einer Woche mit 3,4 Prozent im Plus und konnte im Verlauf des letzten Monats sogar 9,4 Prozent zulegen. Am 11. April erreichte die Aktie mit einem Wert von 87,80 sogar den höchsten Stand seit April 2020. Am 3. März hatte das Unternehmen ihren Dividendenabschlag, der innert kürzester Zeit ausgebügelt wurde.

Einen vergleichbar hohen Aktienkurs konnte das Unternehmen im August des letzten Jahres einfahren. Mitgespielt beim jüngsten Kursausbruch hat dabei sicherlich die Mitteilung, dass der Pharmariese zukünftig mithilfe einer vereinfachten Organisationsstruktur sein Wachstum beschleunigen will. Auch die Geschäftseinheiten Pharma und Onkologie sollen zukünftig in der Sparte Innovative Medicine vereinigt werden.

Es ist davon auszugehen, dass das Pharmaunternehmen auch weiter liefern wird und sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Zwar konnte das Onkologie-Geschäft des Konzerns noch nicht dasselbe Niveau erreichen, welches es noch vor der Pandemie hatte, jedoch erfreut sich das hauseigene Herzmittel Entresto noch immer einer permanent hohen Nachfrage. Durch eine eigenständige Geschäftseinheit in den USA soll das Unternehmen auch Teil der fünf umsatzstärksten Pharmakonzerne des amerikanischen Raumes werden.

Der Aktienkurs wird zusätzlich durch das Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 15 Milliarden Franken gestützt.

ABB - Rückgang für den Energiekonzern

Die ABB-Aktie hat in den vergangenen fünf Handelstagen 2 Prozent verloren und musste im letzten Monat sogar einen Rückgang von 11 Prozent hinnehmen. Einen vergleichbaren Tiefstand des Aktienwertes hatte das Technologieunternehmen im Mai des letzten Jahres. Anfang April wurde vonseiten der ABB mitgeteilt, dass der langjährige Chef von ABB Schweiz zum Energieunternehmen BKW wechseln werde. Weiterhin musste der Energiekonzern auch seinen Spitzenplatz in Sachen Patentanmeldungen dem Pharmaunternehmen Roche abgeben. ABB hielt in dieser Rangliste für zwei Jahre die führende Position. 

Kursentwicklung der Aktien von ABB seit einem Jahr (Quelle: cash.ch).

Die Nachfragetrends im ersten Quartal bleiben zwar weiterhin stark. Dass es zu Prognosenkungen für die ABB-Aktie kommt, scheint angesichts der drohenden Rezession unvermeidbar, weshalb sich auch Investoren auf ein schwieriges Geschäftsjahr einstellen sollten. Dieses wird vermutlich durch anhaltende Belastungen bei den Lieferketten noch zusätzlich erschwert. So hat auch, aufgrund des momentanen weltweiten Halbleiter-Mangels, der Robotik-Bereich des Unternehmens leiden müssen.

Schlatter - Weitere Steigerungen erwartet

Die Aktie von Schlatter konnte in der letzten Woche 2,9 Prozent zulegen und im letzten Monat sogar bis zu 22 Prozent. Der Schweissmaschinenspezialist konnte am 8. April sogar einen Jahreshöchststand erreichen. Im August des letzten Jahres konnte das Unternehmen jedoch bereits einen vergleichbaren Hochwert vorweisen.

Gerade das Erreichen dieses Kursniveaus kann als ein regelrechtes Comeback aufgefasst werden, da das Unternehmen gleichzeitig die höchste Marge seit zwanzig Jahren erreicht hat. Im Coronajahr 2020 schrieb Schlatter rote Zahlen. Durch die Aufgabe von Sparten und zurückgefahrenen Kapazitäten schaffte es das Unternehmen, wieder Tritt zu fassen.

Das Unternehmen macht zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2022 keine besonders konkreten Angaben. Die weitere Entwicklung der Schlatter-Aktie kann jedoch durchaus optimistisch betrachtet werden. So rechnet das Unternehmen 2022 mit einer Nivellierung beim Bestellungseingang mit einer weiteren Steigerung des Ergebnisses. Ein Gewinn von 5 Franken pro Aktie sollte dieses Jahr durchaus möglich sein (Letzter Wert: 4,36 Franken).

Burkhalter - Fusion treibt Wertpapiere an

Das Elektrotechnikunternehmen Burkhalter konnte letzte Woche 1,6 Prozent zulegen und hat im Verlauf des letzten Monats sogar 15,7 Prozent dazugewonnen. Damit bewegt sich die Aktie nun wieder auf dem selben Niveau wie vor einem Jahr. Dazu beigetragen hat, dass Fusionsverhandlungen mit dem Bauzulieferer Poenina inzwischen abgeschlossen werden konnten, was den Wertpapieren von Burkhalter einen kräftigen Schub verpasste. Durch neue Maschinentypen und Nachholeffekte wurde die Rentabilität des Unternehmens zusätzlich angekurbelt.

Kursentwicklung der Aktien von Burkhalter seit einem Jahr (Quelle: cash.ch).

Eine erwartete Dividendenrendite von 5,5 Prozent macht die Aktie auch 2022 durchaus attraktiv. Das Unternehmen wird durch die Fusion zu einem breit aufgestellten Bauzulieferer. Die neu entstandene Gruppe wird einen Bestand von 80 lokalen Gesellschaften haben. Wie auch CEO Zeno Böhm in einem Interview mit "moneycab" betont hat, hängt die zukünftige Umsatzentwicklung jedoch vor allem von Neuaufträgen ab.

Bossard - Optimistisch gestimmt

Das Logistikunternehmen Bossard verlor in der letzten Woche 4,25 Prozent am Aktienmarkt, über den ganzen Monat hinweg hat sie jedoch 6,2 Prozent dazugewonnen. Im letzten November hatte die Aktie sogar ein Allzeithoch erreicht. Dies liegt vor allem damit im Zusammenhang, dass die Bossard-Gruppe auch im ersten Quartal 2022 seinen Wachstumskurs fortsetzen konnte. So war es für das Unternehmen möglich, in allen drei Weltregionen im zweistelligen Bereich dazuzulegen.

Betreffend Ausblick zeigt sich das Unternehmen aber nichtsdestotrotz zurückhaltend. So meint auch der Finanzchef von Bossard, dass Inflation, Konjunktur, Krieg, Zinsen, Rohmaterialpreise, aber auch die Pandemie, unzählige Faktoren darstellen, deren Wirkung nur ungenau eingeschätzt werden können. Doch auch weiterhin bestehen Chancen auf Wachstum und angesichts der konstant hohen Lieferfähigkeit zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich für die Zukunft.

Zur Rose - Nur für geduldige und mutige Anleger

Die Aktie des Arzneimittelunternehmens Zur Rose ist im Verlauf der letzten Woche um 13 Prozent gefallen und im vergangenen Monat sogar um 19 Prozent. Damit setzt sie den Abwärtstrend fort, welcher Ende des letzten Jahres eingesetzt hat. Gerade die Investitionen, welche man zur Eroberung der führenden Marktposition tätigte, haben enorme Verluste eingebracht. Die grösste europäische Versandapotheke kann deshalb auch weiterhin nur rote Zahlen aufweisen.

Schuld daran ist vor allem der nachlassende Boom des Onlinehandels, welcher zuvor pandemie-bedingt neue Sphären erreicht hat. Und gerade die hochschiessende Inflation hat das Interesse am Shopping vermindert. Vor allem aber spürt Zur Rose, dass in Deutschland - neben der Schweiz der wichtigste Markt - das für den Onlinehandel wichtige elektronische Rezept nicht immer nicht eingeführt worden ist.

Kursentwicklung der Aktien von "Zur Rose" seit einem Jahr (Quelle: cash.ch).

An den Betriebsgewinn von Zur Rose soll erst 2024 zu denken sein, weshalb nur geduldige und mutige Anleger bei der Aktie zugreifen sollten. Auch der Ausblick auf das laufende Jahr könnte sich als enttäuschend erweisen. Ungewöhnlich ist auch, dass das Unternehmen seinen Fokus auf kurzfristige Verbesserungen bei der Profitabilität gesetzt hat. Nach Meinung eines Analysten ist dies ungewöhnlich, da Zur Rose bislang als Wachstumsunternehmen wahrgenommen werden wollte. Gerade die Strategie, möglichst auf Zukäufe zu setzen, habe zu einer hohen Kostenbasis und ineffizienten Konzernstrukturen geführt.