Das Feedback von Winkeljohanns ersten grossen Tour durch die Investmentbranche seit seinem Amtsantritt im April war insgesamt nicht ermutigend. Mehrere der 25 grössten Aktionäre von Bayer kritisierten den Zeitpunkt der dreijährigen Vertragsverlängerung für den Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann im September, da das Unternehmen weiterhin mit den Folgen der von ihm angestossenen Monsanto-Übernahme zu kämpfen hat. Andere wollen unterrichteten Kreisen zufolge, dass Bayer irgendwann eine Aufspaltung in Pharmaceuticals und Crop Science erwägt. Sie sehen nur begrenzte Synergien zwischen den Geschäftsbereichen.

Die Breitseite mehrerer Aktionäre unterstreicht die anhaltende Unzufriedenheit mit der Bayer-Strategie, gut zwei Jahre nachdem das deutsche Unternehmen Monsanto für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hatte. Diese Übernahme wird allgemein als katastrophal angesehen, da sie Bayer unter anderem mit massiven Schadensersatzklagen im Zusammenhang mit Monsantos umstrittenem Unkrautvernichter Roundup belastete.

Dies hatte zu einer offenen Rebellion der Aktionäre gegen die Geschäftsleitung geführt. Ein umfassender Vergleich, der noch vor wenigen Monaten in greifbare Nähe gerückt war, ist bisher ausgeblieben. Stattdessen steigen die Prozesskosten weiter, belasten den Aktienkurs von Bayer und verschlingen Mittel, die zur Stärkung des Arzneimittelportfolios erforderlich wären.

Schlechteste Performance in diesem Jahr

Die Bayer-Aktie weist in diesem Jahr die schlechteste Performance im Dax auf. Der gedrückte Kurs spiegele "das mangelnde Vertrauen der Anleger in die Strategie des Unternehmens und seine Entschlossenheit wider, die anhängigen Rechtsstreitigkeiten und die schwindende Pharma-Pipeline anzugehen“, sagte Ingo Speich, Portfoliomanager bei Deka Investment. Er gehörte zu denen, die sich mit Winkeljohann trafen.

Bei seinen Treffen mit Investoren, die Winkeljohann wegen der Coronavirus-Pandemie grösstenteils virtuell durchführte, erläuterte der Aufsichtsratschef, warum Bayer seiner Meinung nach als Ganzes bestehen bleiben sollte. Gleichzeitig lehnte er in einigen Gesprächen eine mögliche Änderung der Strategie oder des Spitzenmanagements nicht vollständig ab, wenn die Roundup-Lage klarer sei, sagten die informierten Personen, die um Anonymität baten.

Zwar ist es für Aufsichtsratsvorsitzende in Deutschland nicht ungewöhnlich, sich beispielsweise vor einer Hauptversammlung mit Investoren zu treffen. Jedoch gehen der Umfang der Roadshow von Winkeljohann und die Diskussionen über Strategie und Führungsriege über die üblichen Begegnungen hinaus.

Bayer sagte, die Gesellschaft kommentiere nicht-öffentliche Gespräche zwischen seiner Führung und Investoren nicht.

(Bloomberg)