"Der CEO und ich sind nun in unserem achten Jahr bei der Bank - das ist ein Zeitpunkt, an dem man beginnen muss darüber nachzudenken, wie man die Bank seinen Nachfolgern übergibt." Das sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber am Montag in einem Bloomberg-Interview. Natürlich löste dies Spekulationen um die Nachfolge von Weber und UBS-CEO Sergio Ermotti aus. Die wichtigsten Einschätzungen:

Wie lange bleiben Sergio Ermotti und Axel Weber noch im Amt?

Eigentlich ging man davon aus, dass Sergio Ermotti und Axel Weber die Bank noch länger führen würden. Bis 2022 vielleicht. Denn bis dann darf Weber laut internen UBS-Richtlinien Verwaltungsratspräsident bleiben. Ermotti und Weber haben oft betont, dass sie "diese Strecke gemeinsam gehen wollen". Doch mit Webers öffentlicher Ankündigung von heute Montag, dass sich die Bank in einer frühen Planungsphase für ihre nächste Führung befinde, wird das Szenario 2022 unrealistisch. Interessant ist in diesem Zusammenhang, was Ermotti im letzten Jahr zur "Bilanz" sagte: Er habe mit Weber vereinbart, ihn gut ein Jahr vor seinem Rückzug von der Konzernspitze zu informieren. Das könnte nun passiert sein. Daher die Prognose: Ermotti bleibt noch ein Jahr CEO, kündigt mit seinem Abgang aber auch seine Kandidatur für den Posten des VR-Präsidenten an. Weber tritt somit "vorzeitig" ab.

Weshalb macht die UBS die Nachfolgeplanung öffentlich?

Analyst Tobias Kistler von der St. Galler Kantonalbank ist "überrascht" über die Ankündigung der Nachfolgeplanung bei der UBS. Er vermutet, dass die UBS bei den Investoren wohl für Phantasie sorgen wolle. "Zuletzt half ja nicht einmal Ermottis persönliches Engagement, den Aktienkurs voranzutreiben", sagt Kistler. In anderer Hinsicht mag die Entwicklung des Aktienkurses ein Grund sein, weshalb Ermotti einen "Verleider" fürs Tagesgeschäft entwickelt und bei Weber seine Rücktrittsabsichten deponiert haben könnte: Denn die Bank macht vieles richtig, ist wie gewollt langweilig geworden, sie zahlt auch wieder üppig Dividende – dennoch honorieren dies Investoren nicht. Im Gegenteil: Im letzten Jahr verlor die Aktie 30 Prozent. Das zehrt an den Nerven.

Druck, in Sachen Nachfolgeregelung jetzt zu kommunizieren, könnte die Bank auch intern verspürt haben: In den letzten 13 Monaten verliessen mit Andrea Orcel (Leiter Investmentbanking) und Jürg Zeltner (Leiter Vermögensverwaltung) gleich zwei mögliche Ermotti-Nachfolger die Bank.

Plant die grösste Schweizer Bank einen Wechsel ihrer Strategie?

Für Aufsehen sorgte am Freitag das Gerücht, die UBS sei in Gesprächen mit dem ehemaligen Investmentbankchef der Bank of America, Christian Meissner. Er soll eine Führungsrolle bei der UBS übernehmen und damit zu einem der möglichen Nachfolgekandidaten für Ermotti werden. Will die UBS somit wieder verstärkt auf das Investmentbanking setzen? Das ist unwahrscheinlich. Die UBS ist zu klein, um ein global kompetitives Investmentbanking zu betreiben. Ermottis Verdienst ist es, dass die UBS in den letzten Jahren neu ausgerichtet wurde und aus dem öffentlichen Dauerbeschuss herauskam, in dem sie seit der Finanzkrise und der Staatsrettung 2008 stand. Ermotti stutzte vor allem das  Investmentbanking zurück. Und er positionierte die UBS als Vermögensverwalter für reiche Kunden sowie als stärkste Marke in Asien. Die grossen Stellschrauben sind also eingestellt. Handhabe hätte ein neuer UBS-CEO viel eher bei der Besetzung von Schlüsselpositionen - auch mit eigenen Leuten.

Welches sind die Anforderungen an den neuen UBS-Chef?

Ein Ermotti-Nachfolger muss die eingeschlagene Strategie beibehalten und verfeinern. Verbesserungspotenzial gibt es bei der Profitabilität: Das Verhältnis von Ertragswachstum und operativem Wachstum hat sich in den letzten kaum verbessert. Die Kardinalfrage für Grossbanken bleibt aber, wie sich die Kosten reduzieren und die Erträge steigern lassen. In diesem Zusammenhang kommt immer wieder die Idee von Kooperationen mit anderen Banken auf. Wer hier einen cleveren Deal zur Effizienzsteigerung einfädelt, erhält von den Investoren viel Applaus. Allerdings gibt es kaum Institute auf dem Markt, mit denen ein Zusammenschluss Sinn machen würde. Kürzlich sagte Axel Weber in einem Interview, es sei für die UBS zu früh für eine Fusion. Zu guter Letzt sollte die neue UBS-Spitze im Umgang mit Rechtsfällen geübt sein. Noch immer ist die UBS in Frankreich in einen Prozess um Steuerhinterziehung verwickelt. Dabei könnte ein Milliardenbetrag fällig werden. Es wird nicht der letzte Streitfall um grosse Beträge für die Grossbank sein.

Was würde eine neue Führungsspitze für die UBS-Aktie bedeuten?

Ermottis und Webers grosser Makel ist die zu magere Aktienkursperformance. Zwar ist die UBS-Aktie heute 13 Prozent mehr wert als zu Ermottis offiziellem Antritt am 15. November 2011. Doch der Swiss Market Index hat in derselben Periode 52 Prozent zugelegt, der breite Swiss Performance Index gar 95 Prozent. Analyst Tobias Kistler rechnet deshalb damit, dass ein Wechsel an der UBS-Spitze bloss für kurzfristigen Schub beim Aktienkurs sorgen dürfte. "Mittelfristig ist die Aktie aber nicht abhängig von den Personen", so Kistler. Denn es bleibe dabei: Grossbanken vernichteten langfristig Geld und seien für Privatanleger nicht empfehlenswert.