Die Aktien von Meyer Burger verlieren knapp zwei Prozent und notieren bei 4,67 Franken. Diesem Rückgang steht eine Kursavance des Swiss Performance Index (SPI) von 0,3 Prozent auf 15’852 Punkte gegenüber.

Am Dienstagmorgen gab das Unternehmen bekannt, die Publikation der Halbjahreszahlen auf den 16. September zu verschieben. Die Verschiebung der Ergebnisse begründet der Solarmodulhersteller mit den laufenden Verhandlungen über weitere Finanzierungen und einer Vereinbarung über eine strategische Partnerschaft mit einem namhaften Technologieunternehmen.

Es scheint, dass Meyer Burger eine sonst negative Nachrichtenmeldung mit der Verzögerung der Ergebnispublikation mit der Zusatzinformation einer Finanzierungslösung und Ankündigung einer technologischen Partnerschaft abfedern konnte.

Analysten bleiben zurückhaltend

Die Analysten sind bei Meyer Burger sehr vorsichtig. Der Solarmodulhersteller wird von nur noch sieben Analysten abgedeckt - die US-Investmentbank Stifel hat kürzlich die Abdeckung aufgegeben. Von den sieben verbliebenen Analysten empfiehlt keiner die Aktien von Meyer Burger zum Kauf, sechs raten zu einem Halten und einer setzt sie auf die Verkaufsliste.

Zur Verzögerung der Ergebnispublikation meinen Marktexperten, dass mit dem Schlimmsten gerechnet werden muss. Eugen Perger von Research Partners befasst sich seit mehreren Jahren mit Meyer Burger. Wie bereits Cash im Juli berichtete, stuft Perger die «Burn Rate» - also die Geschwindigkeit, mit der ein unrentables Unternehmen seine Barreserven aufbraucht - als zu hoch ein. Meyer Burger muss «die Fremdfinanzierung zustande bringen und die Burn Rate senken», so Perger.

Kursverlauf von Meyer Burger in Franken.

Die verschobenen Halbjahresergebnisse können ein Indiz dafür sein, dass die Ziele nicht erreicht wurden. Perger meint jedoch, dass das Unternehmen allenfalls die Verhandlungen mit dem Technologiepartner und den Abschluss der Fremdfinanzierungen in trockene Tücher bringen will, bevor allenfalls abschreckende Unternehmensergebnisse solche Verhandlungen torpedieren könnten.

Dabei sollte auch die Signalwirkung von erneut negativen Unternehmensmeldungen gegenüber den US-Behörden nicht unterschätzt werden. Meyer Burger hat die Goliath-Aufgabe, sich in den USA gegen heimische Solarproduzenten durchsetzen zu müssen. 

Mit Hoffnung in die Zukunft

Wieso sollten die US- Behörden einem verlustbringenden ausländischen Solarproduzenten Subventionen zusprechen, wenn amerikanische Konkurrenten wie First Solar US-Arbeitsplätze schaffen, Gewinne machen und in die Wirtschaftspolitik der Repulikaner wie auch Demokraten und dem damit verbundenen «On-shoring» passen?

Gemäss Perger braucht der Due-Diligence-Prozess der US-Behörden zur Vergabe von Subventionen Zeit. Vielleicht kann Meyer Burger mit diesem Aufschub genau diese Zeit gewinnen und am 16. September mit einer dringend benötigten Finanzierungslösung die Analysten und Investoren überraschen und sich damit Luft verschaffen.

Der Kurszieldurchschnitt der sieben Analysten liegt derzeit bei 10,18 Franken. Das entspricht einem Gewinnpotenzial von knapp 120 Prozent. Die Bandbreite der Schätzungen ist jedoch riesig. Octavian und Goldman Sachs setzen die höchsten Kursziele bei 16,50 respektive 15 Franken an. Research Partners hat mit einem Kursziel von 5 Franken die pessimistischsten Aussichten für Meyer Burger.

(cash)