Trotz einer günstigen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr war das Wachstum deutlich schwächer als von Analysten prognostiziert. Folglich sah sich das Unternehmen zu einer Reduktion seiner Wachstumsprognosen für das Gesamtjahr veranlasst.

Um 10 Uhr verlieren die Lindt-PS in einem leicht festeren Gesamtmarkt 3,7% auf 5190 Franken, die Namenaktie hält sich derweil mit -2,7% auf 63'480 Franken nur unwesentlich besser. Die Volumen sind extrem hoch: So sind beim PS bereits doppelt so viel Titel umgesetzt wie sonst an einem ganzen Tag.

Nordamerika bremsend

Wenig überraschend erweist sich in der ersten Jahreshälfte insbesondere der Schlüsselmarkt Nordamerika als bremsend. Etwas besser gestaltet sich die Situation unter Ausklammerung der dort erst vor wenigen Jahren übernommenen Russell Stover. Lindt & Sprüngli selber lässt denn durchblicken, dass die strategische Neuausrichtung der US-Tochter mehr Zeit brauche. Die Wachstumsverlangsamung bzw. die Frage, ob Lindt wieder zu alten Wachstumsraten zurückfinden wird, ist in Expertenkreisen das dominierende Thema.

Die organische Entwicklung sei mit +3,6% klar unter den Erwartungen zurückgeblieben (AWP-Konsens 6,4%), heisst es beispielsweise bei der ZKB. Sie weist allerdings darauf hin, dass das organische Wachstum unter Ausklammerung von Russell Stover bei sehr starken 6,6% gelegen habe. Russell Stover versalze ein sonst süsses Ergebnis stark, meint denn auch der zuständige Analyst. Seines Erachtens sollten Anleger stärkere Kursrückschläge deshalb für Zukäufe nutzen, da das erste Halbjahr 2017 mit grösserer Wahrscheinlichkeit den Wachstumstiefpunkt markiert habe.

Auch bei der Bank Vontobel spricht man von einem sehr schwachen organischen Wachstum, das klar unter den Erwartungen ausgefallen sei. Gemäss den Berechnungen des zuständigen Analysten hat Russell Stover einen Umsatzrückgang von rund 20% hinnehmen müssen. Er fragt sich denn auch, was in den USA schief laufe. Eine Schlüsselfrage sei für ihn, wie Lindt das organische Wachstum in der zweiten Jahreshälfte auf mindestens 6% beschleunigen wolle, zumal die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr schwieriger würden. Er hat denn auch seine Einstufung der Aktien auf "under review" gesetzt.

«Scharfer Niedergang bei Russell Stover»

Baader Helvea spricht ebenfalls von einem scharfen Niedergang bei Russell Stover. Die US-Firma sei schon das zweite Jahr in Folge rückläufig und es stelle sich die Frage, ob die (teure) Akquisition der richtige strategische Schritt war. Die Aktienkursentwicklung in nächster Zeit dürfte vor allem davon abhängen, wieweit das Management den Niedergang bei Russell Stover stoppen kann.

Händlern zufolge hatten die Valoren schon im Vorfeld der Zahlenveröffentlichung einen schweren Stand. Selbst von der Aufnahme der Namenaktien in den Swiss Leaders Index (SLI) seien nicht die erhofften Kursimpulse ausgegangen. Schuld habe die Angst vor einer Wachstumsverlangsamung in Nordamerika gehabt, so lautet der Tenor. Da der vorliegende Zahlenkranz eine solche Verlangsamung nun zu bestätigen scheint, sind Beobachter vom Kursrückgang nicht überrascht. In diesem Zusammenhang wird auch auf die im Vergleich zu anderen Nahrungsmittelherstellern weiterhin hohe Bewertung verwiesen.

(AWP)