Trotz des Krieges in der Ukraine und Inflationssorgen bestellten die Kunden Produkte wie Antriebe, Roboter und Elektro-Ladestationen beim Schweizer Unternehmen, die Aufträge schossen daher um 28 Prozent auf 9,37 Milliarden Dollar nach oben. "ABB ist trotz zahlreicher externer Unwägbarkeiten mit einer vielversprechenden Performance ins Jahr gestartet", sagte Konzernchef Björn Rosengren am Donnerstag. "Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage weiterhin auf hohem Niveau bleiben wird", ergänzte er mit Blick auf das zweite Quartal.

Engpässe bei Komponenten, Logistik und Personal

Vor allem Firmen aus den Branchen erneuerbare Energie, Maschinenbau und Nahrungsmittel deckten sich bei ABB ein. Wie viele andere Industrieunternehmen hätte ABB mehr verkaufen können, wenn nicht Engpässe bei Komponenten, Logistik und Personal die Produktion gehemmt hätten. Vor allem Halbleiter blieben Mangelware. "Wir haben Mühe, Produkte auszuliefern", erklärte Rosengren. Entsprechend hinkte der Umsatz mit einem Plus von sieben Prozent den Aufträgen deutlich hinterher. ABB gebe die höheren Beschaffungskosten an die Kunden weiter. "Wir sind nicht die einzigen, die die Preise anheben", sagte Rosengren. "Das ist die neue Realität." Gegenwärtig gebe es keine Anzeichen, dass die Teuerung nachlasse.

Steigt ABB bald ganz aus Russland aus?

Der Quartalsgewinn zog dank Volumensteigerungen und Preiserhöhungen um ein Fünftel auf 604 Millionen Dollar an und übertraf damit die Analystenerwartungen. ABB konnte dabei die Margen steigern. Vontobel-Analyst Mark Diethelm erklärte, der Markt habe stärkeren Gegenwind von der Kostenseite erwartet. An der Börse kletterte die ABB-Aktie um fast sechs Prozent. In deren Windschatten legten auch die Papiere der Rivalen Siemens aus Deutschland und Schneider aus Frankreich zu.

Das dicke Auftragspolster dürfte ABB für den Rest des Jahres Schub verleihen. Rosengren erklärte, das Umsatzwachstum im Gesamtjahr werde die über einen Zyklus angepeilten vier bis sieben Prozent deutlich übertreffen. Zudem gehe ABB dank Effizienzsteigerungen bei der operativen Rendite gemessen an den 14,2 Prozent im Vorjahr weiterhin von einer Verbesserung aus. Ab 2023 solle dieser Wert mindestens 15 Prozent betragen.

Zukunft des Turbolader-Geschäfts

Das Geschäft mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge will ABB weiterhin im zweiten Quartal an die Schweizer Börse bringen. Die Zukunft des Turbolader-Geschäfts soll bis Mitte des Jahres entschieden werden. Der Konzern favorisiert dabei eine Ausgliederung über eine Notierung an der Schweizer Börse. Im Sommer will ABB zudem entscheiden, ob sich das Unternehmen komplett aus Russland zurückzieht.

(Reuters)