Der allgemeine Tenor unter den Marktbeobachtern ist: Insgesamt ist seit der Ankündigung im März 2023 schon vieles passiert. "Die Taktfrequenz der Integration ist weiterhin hoch", schreibt denn auch die ZKB in einem Kommentar. Der jüngst erfolgte rechtliche Zusammenschluss in der Schweiz dürfte nun der Startschuss gewesen sein für die beschleunigte Integration der beiden Banken.

Das Quartalsergebnis wird wieder von diversen Sonderfaktoren beeinflusst sein, wobei die diesbezüglichen Annahmen in Analystenkreisen recht unterschiedlich sind und die Schätzungen entsprechend relativ weit auseinander gehen. Jedenfalls ist das Ergebnis keinesfalls vergleichbar mit dem Vorjahr, als die UBS wegen eines negativen Goodwills in Milliardenhöhe aus der CS-Übernahme fast 29 Milliarden US-Dollar Gewinn erzielte.

Für das zweite Quartal 2024 rechnen fünf von AWP befragte Analysten im Schnitt mit einem Konzerngewinn von 608 Millionen Dollar. Es wird mit Gesamterträgen in der Höhe von 11,51 Milliarden Dollar gerechnet.

Im rein operativen Geschäft dürfte das Investment Banking relativ gut abgeschnitten haben, wie sich bei Banken zeigt, die ihre Abschlüsse bereits veröffentlicht haben. Allerdings ist für die UBS vor allem das Wealth Management Kerngeschäft und besonders wichtig. Hier könnte laut Analysten der Fokus auf die Kundenprofitabilität zu verhaltenen Nettoneugeldzuflüssen geführt haben.

Integrationsschritte bei der Credit Suisse

Wie genau die Integrations-Prozesse der Credit Suisse über die Bühne gehen, darüber ist aber noch nicht allzu viel bekannt. Gemäss früheren Angaben will die UBS bei der Integration der Plattformen und Geschäfte schrittweise voran gehen. Dabei sollen bis Ende 2025 die meisten Produkte und Dienstleistungen auf die Plattform der UBS überführt werden.

Der Hauptteil der Kundenbeziehungen soll zudem 2025 migriert werden. Per Ende 2026 sollen dann die CS-Plattformen endgültig abgeschaltet werden, so dass die CS dann wohl endgültig Geschichte sein wird.

Mit dem rechtlichen Abschluss der Fusion dürfte auch der Stellenabbau verstärkt in den Fokus rücken. Die Bank hatte nach der CS-Übernahme in der Schweiz im August 2023 insgesamt 3000 Entlassungen angekündigt. 1000 sollen der Integration der CS Schweiz in die Bankengruppe zum Opfer fallen, weitere 2000 würden andere hier angesiedelte Geschäftsbereiche betreffen.

Diese Pläne hätten sich nicht verändert, sagte Ermotti zuletzt im Mai. Der grosse Teil der Entlassungen sei erst Ende 2024 und in den Jahren 2025 und 2026 zu erwarten. Wie gross der globale Stellenabbau bis 2026 sein wird, wollte die UBS dagegen nie offiziell bekannt geben.

Laut Medienspekulationen plant die UBS beim Ende der Integration mit einem Personalbestand von insgesamt noch 85'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Per Ende März 2024 lag der Personalbestand bei 111'549 Vollzeitstellen, rund 30 Prozent davon in der Schweiz. Vor der Übernahme Ende 2022 waren es - die zwei damaligen Banken zusammengerechnet - rund 123'000.

Mittelfristig will die Bank mit dem Stellenabbau die Kosten deutlich senken. Gemäss aktuellem Plan will sie bis Ende 2026 die Kosten (im Vergleich zu kombiniert 2022) um 13 Milliarden senken. Nach Einsparungen von 1 Milliarde im ersten Quartal 2024 lag das annualisierte Total zuletzt bereits bei 5 Milliarden. Bis Ende Jahr sollen gemäss UBS-Angaben noch weitere Bruttoeinsparungen von etwa 1,5 Milliarden Dollar dazukommen.

Bund und Finma fordern mittelfristig deutlich stärkeres Kapitalpolster

Ein anderes wichtiges Thema ist das Eigenkapital. Der Bund und die Finma fordern bekanntlich mittelfristig ein deutlich stärkeres Kapitalpolster. Konzernchef Sergio Ermotti wehrt sich allerdings dagegen. Die heute geltenden und geplanten Vorschriften würden bereits einen zusätzlichen Bedarf von insgesamt rund 20 Milliarden US-Dollar bedeuten, sagte er bei der Analystenkonferenz zum ersten Quartal im Mai.

Im Zusammenhang mit dem im April veröffentlichten "Too-big-to-fail"- Bericht des Bundesrates hatte Finanzministerin Karin Keller-Sutter gesagt, dass die UBS möglicherweise zusätzliches Kapital in der Grössenordnung von 15 bis 25 Milliarden Franken aufbauen müsse. Entscheide dürften jedoch nicht vor Abschluss der PUK zum Untergang der CS fallen, der bis Ende des Jahres erwartet wird.

Die UBS muss nach der Übernahme der Credit Suisse keine wettbewerbsrechtlichen Auflagen erfüllen. Die Finanzmarktaufsicht Finma kam Mitte Juni nach einem kartellrechtlichen Kontrollverfahren zum Schluss, dass der Zusammenschluss der beiden Grossbanken den wirksamen Wettbewerb "in keinem Marktsegment" beseitigt. Zwar habe die UBS in gewissen Teilsegmenten ihre Marktposition verstärken können, hiess es. Die gesetzlichen Voraussetzungen der Fusionskontrolle für einen Eingriff seien aber nicht erfüllt.

Die UBS hat Ende Mai einige Änderungen in der Organisation beziehungsweise im Management angekündigt, die grösstenteils schon wirksam sind oder es in Bälde werden. So wurde etwa die Leitung der wichtigen globalen Vermögensverwaltung wieder aufgeteilt. Rob Karofsky wurde zum neuen Leiter Americas und Co-Präsident der Division "Global Wealth Management" (GWM) ernannt, dies an der Seite von Iqbal Khan, dem früheren alleinigen Leader der Division.

Khan seinerseits ist als Leiter der Region Asia-Pacific nach Asien gezogen, womit laut UBS zum ersten Mal ein Leiter eines UBS- Unternehmensbereichs von Asien aus tätig sein wird. Karofsky war früher Leiter der Investment Bank, deren Führung nun ebenfalls aufgeteilt wurde.

Die UBS hat im April ein neues Aktienrückkaufprogramm gestartet: Bis April 2026 sollen damit Aktien im Wert bis zu 2 Milliarden Dollar über eine zweite Handelslinie zurückgekauft werden. Aktuell (per 9.8.) sind im Rahmen des Programms Aktien im Wert von 412 Millionen Franken (474 Millionen Dollar) zurückgekauft.

Nach der Übernahme der CS im März 2023 hatte die UBS Aktienrückkäufe vorerst ausgesetzt, dann aber Anfang Februar 2024 angekündigt, dass es im zweiten Halbjahr 2024 wieder losgehen soll. Für 2024 war die Rede von bis zu 1 Milliarde, 2026 sollen die Rückkäufe dann das frühere Niveau von vor der CS-Übernahme (2022: 5,6 Milliarden Dollar) übertreffen.

Auch die Dividenden sollen weiter steigen: Für das Geschäftsjahr 2024 (Auszahlung 2025) strebt die UBS eine Erhöhung der Dividende pro Aktie im mittleren Zehnprozentbereich an (2023: 0,70 Dollar).

Die UBS-Aktien notieren mit aktuell 25,10 Franken knapp 5 Prozent unter dem Stand von Ende 2023. Im Vergleich zum Jahres- beziehungsweise Mehrjahreshoch von Anfang Juni bei 28,78 Franken haben sie knapp 14 Prozent eingebüsst. Die UBS-Papiere gerieten zuletzt im Zusammenhang mit den jüngsten Aktienturbulenzen wieder stärker unter Druck und fielen am 5. August auf eine neues Jahrestief (intraday) bei 22,53 Franken.

(AWP/cash)