Im Gazastreifen haben die Kassam-Brigaden nach eigenen Angaben die Befreiung von Geiseln durch eine israelische Spezialeinheit vereitelt. Dabei seien eine Geisel sowie mehrere Soldaten getötet worden, teilte der militärische Arm der radikal-islamischen Hamas am Freitag via Telegram mit. Demnach haben Kassam-Kämpfer die Spezialeinheit entdeckt und angriffen. Dabei seien auch mehrere Soldaten verletzt worden. Israel nahm zu den Angaben zunächst nicht konkret Stellung, sondern sprach von psychologischer Kriegsführung der Hamas. Die israelische Armee weitete ein weiteres mal die Angriffe im gesamten Gazastreifen aus.

Bei der getöteten Geisel soll es sich nach Hamas-Angaben um den 25 Jahre alten Soldaten Sa'ar Baruch handeln. Auf der offiziellen israelischen Geisel-Liste wird der 24-jährige Student Sahar Baruch als vermisst geführt. Er soll bei dem Hamas-Überfall am 7. Oktober aus seinem Haus entführt worden sein. Von den etwa 240 Menschen, die während der Massaker mit 1200 toten Zivilisten als Geiseln genommen wurden, sollen noch 137 im Gazastreifen festgehalten werden.

Das israelische Militär teilte mit, es habe in den vergangenen 24 Stunden über 450 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dies stellt einen neuen Höchstwert seit dem Ende des Waffenstillstands dar. Bislang wurden pro Tag nur halb so viele Ziele anvisiert. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen meldete, allein am Donnerstag seien 350 Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden. Die Zahl tödlicher Opfer seit Ausbruch der Kämpfe habe sich auf 17.170 erhöht.

Am Freitag wurden Angriffe in Chan Junis im Süden, im Lager Nusseirat im Zentrum und in Gaza-Stadt im Norden gemeldet. Da in beiden Hälften des Gazastreifens gekämpft wird, ist es für die Einwohner sehr schwer, an sichere Orte zu gelangen. Die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten ist fast zum Erliegen gekommen. Der Leiter der Palästinenser-Hilfen der Vereinten Nationen UNRWA, Thomas White, schrieb auf X, die öffentliche Ordnung breche zusammen. «Auf den Strassen ist es gefährlich, besonders nach Einbruch der Dunkelheit.» Hilfskonvois seien geplündert und UN-Fahrzeuge mit Steinen beworfen worden. 

(Reuters)