Doch die Aktien des US-Videospielehändlers haben seit Jahresbeginn mehr als 2000 Prozent zugelegt, die der Kinokette mehr als 1000 Prozent. Bei einer Kurskorrektur winken daher denjenigen hohe Gewinne, die genau darauf spekulieren. Bei diesen Aussichten könnten Hedgefonds nur schwer unbeteiligt bleiben, sagt Henry Schwartz, Manager bei der Derivatebörse Cboe. "Sie versuchen es zu vermeiden, aber sie werden hineingezogen."

Noch lasse die Mehrheit der Profi-Investoren die Finger von "Meme"-Aktien wie GameStop und AMC, die zu Spekulationsobjekten geworden sind, erklärt ein hochrangiger Banker an der Wall Street, der nicht namentlich genannt werden wollte. Einige von ihnen versuchten aber, sich mit sogenannten "Bear Put Spreads" ein Stück vom Kuchen zu sichern. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Optionsgeschäften, die mögliche Verluste verringert, gleichzeitig aber auch die Gewinne begrenzt.

Verschachtelte Optionsgeschäfte

Hierzu kauft ein Investor Put-Optionen. Sie geben ihm das Recht, ein Wertpapier zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Strike-Preis zu verkaufen. Die Idee dahinter: Fällt der Kurs bis zum Ablauf der Option, kann sich der Put-Verkäufer billiger mit den Papieren eindecken und gibt sie zu dem höheren Strike-Preis an den Käufer des Puts weiter. Die Differenz streicht er als Gewinn ein.

Zum Bear Put Spread gehört in einem zweiten Schritt der Verkauf von Put-Optionen, die über denselben Zeitraum laufen, bei denen der Strike-Preis aber niedriger liegt als bei den im ersten Schritt gekauften Papieren.

Der Verkaufserlös aus dem zweiten Teil des Deals deckt einen Großteil des Kaufpreises für das erste Geschäft. Fällt außerdem der Preis des zugrundeliegenden Wertpapiers nicht oder nicht so stark wie erhofft, holt der verkaufte Put die Kohlen für den Anleger zum Teil aus dem Feuer. Denn damit hat er sich das zugrundeliegende Wertpapier zu einem günstigeren Preis gesichert als er es im Rahmen des gekauften Puts liefern muss.

Eine Reuters-Analyse von Börsendaten und Gespräche mit Fondsmanagern und Bankern zeigen, dass Bear Put Spreads zuletzt immer häufiger genutzt wurden. Bei AMC machten sie in der vergangenen Woche 22 Prozent aller Geschäfte mit Titeln der Kinokette aus. Im Mai lag dieser Wert noch bei 13 Prozent. Von diesen Geschäften entfiel wiederum nur ein Anteil von zehn bis 15 Prozent auf Orders mit mehr als 100 Optionskontrakten, die auf Profi-Anleger schließen lassen. Die Mehrzahl dieser Transaktionen geht bislang offenbar auf das Konto von risikobereiten Kleinanlegern.

Bisherige Taktik mit Leerverkäufen weniger gefragt

Bislang hatten Hedgefonds vor allem über sogenannte Leerverkäufe auf einen Kursverfall von GameStop und Co spekuliert. Hierzu leihen sich Investoren zunächst diese Papiere, um sie sofort zu verkaufen. Fällt der Kurs, können sie sich kurz vor dem Rückgabetermin billiger mit den Anteilsscheinen eindecken. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein.

Kleinanleger machen Profis aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie verabreden sich in einschlägigen Internet-Foren zu konzertierten Käufen und treiben die Kurse. Hedgefonds müssen dann ihre Wetten unter teils hohen Verlusten auflösen und befeuern dadurch die Kursrally zusätzlich.

Allein mit Leerverkäufen von AMC-Titeln machten Anleger seit Jahresbeginn insgesamt vier Milliarden Dollar Miese, rechnet die Analysefirma S3 Partners vor. Bei GameStop summierten sich die Verluste auf rund sieben Milliarden Dollar. AMC-Papiere stiegen in der vergangenen Woche zeitweise um etwa 180 Prozent. GameStop kam auf ein Plus von fast 33 Prozent.

(Reuters)