Im vergangenen Jahr brachte eine zeitlich geschickt terminierte Wette auf die deutsche Comdirect fette Gewinne ein. Nun ist der Gründer von Petrus auf der Suche nach anderen Investments, die mehrere Schritte erfordern, um den Wert zu steigern.

"Wir glauben nicht an Kaufen und Hoffen oder eine Aktie leer verkaufen und dann einfach abwarten", sagte Umek in einem Bloomberg-Interview in seinem Büro in Wien, wo im Fenster ein Schild mit der Aufschrift "Sei besser als der Markt" Passanten anlocken soll. "Wir suchen nach Situationen wie Comdirect/Commerzbank oder S Immo/Immofinanz, wo es mehrere bewegliche Elemente gibt, die wir bei Bedarf möglicherweise auch mit öffentlichem Einsatz beeinflussen können."

Die Strategie hat sich für den 48-jährigen Sohn eines Arztes als erfolgreich erwiesen. Sein auf den Cayman Islands angesiedelter Hedgefonds hat im vergangenen Jahr einen Ertrag von 43 Prozent eingefahren und damit den Branchendurchschnitt der Hedgefondsbranche von 10,4 Prozent weit übertroffen. Umek sagte, Petrus werde weiterhin ein aktivistischer Investor mit Schwerpunkt auf Deutschland und Österreich sein, Minderheitenpositionen eingehen und Druck auf die Geschäftsführung ausüben oder in offenen Briefen Vorschläge unterbreiten, die sich für Investoren als profitabel erweisen.

Ein Fonds für Sondersituationen

Mit einem verwalteten Kapital von 700 Millionen Euro betreibt Petrus mehrere Fonds, darunter das Vehikel auf den Cayman-Islands, das seit seiner Auflegung im Jahr 2009 auf 150 Millionen Euro angewachsen ist. Der auf Sondersituationen spezialisierte Fonds, der seit seiner Auflegung durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr einbrachte, wird wahrscheinlich auch in Zukunft mindestens so gut abschneiden, sagte Umek. Bei dem stärker regulierten, 120 Millionen Euro schweren Fonds, der in Europa angesiedelt ist, erwartet er einen Ertrag von 8 bis 10 Prozent.

Der Aufstieg von Petrus wurde zum Teil durch die Bemühungen von Umek vorangetrieben, Privatanlegern, die einige hundert Euro investieren können, eine Fonds-Tranche anzubieten - eine Seltenheit in der Welt der Hedgefonds, die in der Regel auf grosse institutionelle Anleger oder Family Offices mit Millioneninvestitionen abzielen.

Petrus bietet auch häufig an, Privatanleger zu vertreten, wenn Unternehmen versuchen, Minderheitsaktionäre aufzukaufen, um eine 100 prozentige Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Diese Strategie hat sich beim Aufbau einer Position in der Comdirect, der Online-Banking-Tochter der Commerzbank, ausgezahlt.

Verhandlungsgeschick bewiesen

Anfang 2017 hatte Petrus mit dem Kauf von Comdirect-Aktien begonnen, als diese unter 10 Euro gehandelt wurden. Die Hedgefonds-Gesellschaft lehnte das Übernahmeangebot der Commerzbank von 11,44 Euro pro Aktie ab und erklärte sich schliesslich bereit, die Aktien zu einem Preis von 15,15 Euro pro Stück zu verkaufen.

"Die Commerzbank kündigte eine neue Strategie an, die einen Rückzug aus Polen und grössere Investitionen in ihre Online-Banking-Aktivitäten beinhaltete. Es gab also mehrere bewegliche Teile", sagte Umek. "Jetzt verdienen wir nicht nur Geld mit Comdirect, sondern auch mit der Commerzbank, die wir mögen."

Umek schaut sich derzeit Aareal in Deutschland an. Seiner Ansicht nach kann das Unternehmen mittelfristig durch den Verkauf seiner Software-Tochter Aareon Wert freisetzen. In Österreich hat Petrus Immobilienunternehmen wie die S Immo und die Immofinanz im Visier, die sich seit Jahren in Fusionsgesprächen befinden, wobei der letzte Versuch im vergangenen Jahr scheiterte.

Showdown im Frühling

Die Situation erhielt eine neue Dynamik, nachdem der österreichische Investor Ronny Pecik einen Anteil von 15 Prozent an S Immo aufgebaut hat. Umek argumentiert nun, dass sich die beiden endlich zusammenschliessen sollten, und erwartet, dass es bei beiden Unternehmen vor ihren Hauptversammlungen im April und Mai Bewegung geben wird.

"Eine Fusion zwischen S Immo und Immofinanz würde zu einer Senkung der Betriebs- und Finanzierungskosten führen, so dass die Aktionäre beider Unternehmen davon profitieren würden, wenn das Unternehmen an Grösse und Rentabilität gewinnt", sagte Umek.

Deutschland im Fokus

Umek, der vor der Gründung seines eigenen Hedgefonds für Goldman in London, Frankfurt und Moskau gearbeitet hat, richtet seine Aufmerksamkeit jetzt verstärkt auf Deutschland. Dort möchte er mehr institutionelle und Privatanleger ansprechen, sagte er im Interview. Der Weinsammler trägt eine blaue Jacke, auf dem seine Philosophie in Form eines Slogans prangt: "Premier je suis, Petrus ne change", eine Anspielung auf den französischen Winzer, der sich selbst als der beste weltweit betrachtet.

"Deutsche und österreichische Aktieninvestoren haben häufig das Nachsehen, weil zugelassen wird, dass das Management lange Zeit eine unterdurchschnittliche Leistung bringt, bevor sich jemand beschwert", sagte er und kündigte an, dass er das ändern will.

(Bloomberg)