"Ich fühle mich wohl damit, dass unsere Analyse darauf hinweisen wird, dass noch mindestens zwei weitere Anhebungen um 25 Basispunkte notwendig sind", sagte Knot in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit einer Gruppe von europäischen Zeitungen, darunter "Corriere della Sera", "El Mundo" "Les Echos" und das "Handelsblatt". Aus seiner Sicht seien die Börsen zudem übermässig optimistisch, was künftige Zinssenkungen angehe.

"Die zwei Zinsanhebungen im Juni und Juli sind vollständig eingepreist und unser Inflationsausblick hängt bereits von diesen ab", sagte Knot weiter. "Daher sollten wir sie auch abliefern." Für die Zeit ab September sei er dagegen offen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Juli 2022 die Schlüsselsätze in schnellem Tempo bereits sieben Mal um insgesamt 3,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Für die nächsten Zinssitzungen im Juni und Juli erwarten Volkswirte nach einer Reuters-Umfrage, dass sie die Zinsen erneut um jeweils einen viertel Prozentpunkt noch oben setzt. An den Börsen spekulieren manche Investoren bereits, dass die Notenbank nach Erreichen eines Zinsgipfels im Spätsommer womöglich bereits kurze Zeit danach die Sätze wieder absenken könnte.

Solchen Spekulationen erteilte Knot eine Absage. "Ich glaube, dass wir, wann immer wir den Höchststand der Zinssätze erreicht haben, für eine beträchtliche Zeit dort bleiben müssen," sagte er in dem Interview. Die zugrundeliegende Inflation sei derzeit die Hauptsorge, denn diese zeige keine Anzeichen zurückzugehen, insbesondere nicht im Dienstleistungssektor. "Als Geldpolitiker müssen wir sicher sein, dass wir auch einen deutlichen Umschwung bei der zugrundeliegenden Inflation sehen", merkte er an. Die sogenannte Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, war zuletzt im April nur minimal zurückgegangen auf 5,6 Prozent von 5,7 Prozent im März.

(Reuters)