Die Gemeinschaftswährung kostet am Montagvormittag 1,0770 US-Dollar und damit rund einen halben Cent mehr als in der Nacht zuvor. Es ist der höchste Stand seit Mitte Juni. Auch zum Franken hat sich der Euro von seiner jüngsten Schwäche erholt und wird aktuell mit 0,9678 Franken gehandelt - so hoch wie seit 7. Juni nicht mehr. Am Freitagabend hatte die Gemeinschaftswährung noch 0,9628 Franken gekostet. Auch der Dollar hat zum Franken leicht zugelegt. Aktuell kostet der «Greenback» 0,8993 Franken, nach 0,8986 Franken zu Vorwochenschluss.

Händler erklärten die Euro-Gewinne damit, dass der Vorsprung der Rechtsnationalen in Frankreich nicht so gross ausgefallen sei wie erwartet. Der Euro war vergangene Woche wegen der hohen Unsicherheit vor der Wahl deutlich unter 1,07 Dollar gefallen. Davon hatte vor allem der Franken profitiert.

Kurzfristige Erleichterungsrally

Händler sehen die Kursreaktion als kurzfristige Erleichterungsrally. Denn diese Gegenbewegung könnte bald wieder vorbei sein. Denn solange das Wahlergebnis nicht bekannt ist, sei auch die Unsicherheit nicht ausgeräumt, meint ein Händler. Sollte dann das «wahrscheinlichste Ergebnis einer relativen Mehrheit des Rassemblement National (RN) in der Nationalversammlung» eintreten, dürfte dies den Euro (u.a. zum Franken) wieder unter Druck setzen, heisst es in einem Kommentar der UBS.

In Frankreich kämpfen Rechtsnationale und bürgerliche Parteien nach der ersten Runde der Parlamentswahl um die Macht im Land. Marine Le Pens Rassemblement National hofft nach ihrem erwartungsgemässen Erstrundensieg, die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu holen und so an die Regierung zu kommen. Ihr Vorsprung ist aber weniger deutlich ausgefallen als befürchtet.

«Obwohl der RN die erste Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen hat, bleiben das Ergebnis der zweiten Runde am 7. Juli und das Ausmass, in dem der RN die französische Innenpolitik beeinflussen könnte, weitgehend offen», kommentierte Chefökonom Holger Schmieding von der Berenberg Bank. Von der Dekabank hiess es, das Wahlresultat dürfte von den Märkten mit Erleichterung aufgenommen werden.

Präsident Emmanuel Macron und das linke Lager werden versuchen, ihren Sieg mit einer gemeinsamen Front bei den Stichwahlen am 7. Juli zu verhindern. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hiess es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, das Rassemblement National zu schlagen.

(AWP)