Der Gewinn von ABB sackte um 34 Prozent auf 1,44 Milliarden Dollar ab, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Siemens-Konkurrent machte dafür Kosten für den laufenden Konzernumbau und für Bereichsverkäufe verantwortlich. Analysten hatten mit einem noch etwas stärkeren Rückgang gerechnet. Bremsend wirkten auch die Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums sowie die Flaute in der Automobilindustrie und im Maschinenbau. Der Auftragseingang stieg um ein Prozent auf 28,59 Milliarden Dollar.

"Wir haben 2019 in einem schwierigen Marktumfeld einen soliden Leistungsausweis erzielt und unsere tiefgreifende Transformation weiter umgesetzt", erklärte Voser. Der Umsatz des Konzerns stieg um ein Prozent auf 27,98 Milliarden Dollar. Die Dividende soll dennoch bei 0,80 Franken je Aktie stabil gehalten werden.

Damit verpasste ABB die mittelfristig angepeilte Wachstumsrate von jährlich drei bis sechs Prozent. Schleppend lief es vor allem in der Robotersparte, die unter der schwachen Autokonjunktur leidet. Angesichts des Handelskonflikts zwischen den USA und China befinden sich die Automärkte weltweit im Rückwärtsgang. Die Autobranche steht für rund 40 Prozent des Roboter-Geschäfts von ABB.

Rückgang im vierten Quartal

Der Umsatz ging im vierten Quartal um 4 Prozent auf 7'068 Millionen US-Dollar zurück. Rechnet man die Konsolidierungs- und die Währungseffekte heraus, ergab sich organisch ein Minus von 2 Prozent. Das Wachstumstempo hat damit im Schlussquartal ins Negative gedreht. Nach Wachstumsraten von 4 und 2 Prozent in den ersten beiden Quartalen, ging es im dritten Quartal immerhin noch seitwärts. Minim besser präsentierte sich die Situation beim Auftragseingang. Dieser nahm um 1 Prozent auf Millionen Dollar ab, organisch ergab sich hier allerdings ein knappes Plus von ebenfalls 1 Prozent.

Besser sah es bei den Gewinnziffern aus. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA erhöhte sich im vierten Quartal auf vergleichbarer Basis um 24 Prozent auf 710 Millionen und die entsprechende Marge um 220 Basispunkte auf 10,1 Prozent. Der Reingewinn hat um 3 Prozent auf 325 Millionen Dollar zugenommen.

Rosengren soll neuen Schwung geben

Nach Jahren der Stagnation soll der neue Konzernchef Björn Rosengren dem Konzern nun neuen Schwung geben. Der Schwede, der zuletzt Chef des Spezialmaschinenbauers Sandvik war, übernimmt das Steuer bei ABB Anfang März. Er löst Voser ab, der die Aufgabe zusätzlich zu seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident im April vorübergehend übernommen hatte.

Auf Rosengren ruhen große Hoffnungen. Das zeigt auch die Aktienkurs-Entwicklung. Seit der Ankündigung seines Wechsels im August hat die ABB-Aktie ein Drittel an Wert gewonnen und damit den europäischen Industrie-Sektor deutlich hinter sich gelassen. Rosengren soll ABB dezentralisieren und damit das Wachstum ankurbeln.

Mit viel Rückendwind von der Konjunktur kann Rosengren vorerst nicht rechnen. Die makroökonomischen Indikatoren deuteten auf schwächeres Wachstum in Europa und den USA hin, während in China die Stabilisierungstendenzen durch den Ausbruch des Coronavirus beeinträchtigt werden könnten. Die Absatzmärkte von ABB zeigten sich mit Ausnahme der Automobilindustrie, des Maschinenbaus und der konventionellen Stromerzeugung robust.

Bei der operativen Marge rechnet das Zürcher Unternehmen dank dem Wegfall von Altlasten und positiven Auswirkungen des Konzernumbaus 2020 mit einer Verbesserung. Im vergangenen Jahr kam ABB auf einen Wert von 11,1 Prozent. Mittelfristig peilt ABB eine Marge von 13 bis 16 Prozent an.

Wie stark schadet Coronavirus?

Zum Ausblick machte Voser an einer Telefonkonferenz für einmal bereits relativ konkrete Aussagen. Er prognostizierte für das Gesamtjahr 2020 einen stabilen oder leicht steigenden Umsatz sowie eine weitere Verbesserung der operativen Marge. Gleichzeitig schränkte er aber ein, dass hier allfällige Auswirkungen durch das Coronavirus nicht berücksichtigt seien.

Und diese könnten durchaus ins Gewicht fallen. "Seit Beginn dieser Woche sind alle Fabriken in China geschlossen", so Voser. Es seien verschiedene Vorsichtsmassnahmen zum Schutz der Mitarbeiter getroffen worden, dies habe erste Priorität. Voser bezifferte den in China erzielten Anteil am Konzernumsatz auf rund 15 Prozent des Jahresumsatzes von 2019, das entspricht gut 4 Milliarden US-Dollar. Die finanziellen Auswirkungen durch die Umstände im Zusammenhang mit dem Virus lassen sich noch nicht beziffern.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr steht für ABB nebst dem Amtsantritt von Rosengren als CEO die definitive Abspaltung der vor über einem Jahr zum grössten Teil an Hitachi verkauften Sparte Stromnetze im Fokus. Diese verläuft laut Voser "nach Plan".

(Reuters/AWP)