Die Saudi Nationalbank Bank (SNB), eine Geschäftsbank im arabischen Königreich, will 9,9 Prozent der Credit-Suisse-Aktien übernehmen und wendet dafür rund 1,5 Milliarden Dollar auf. SNB-Chairman Ammar Al-Khudairy hat im Gespräch mit der Bloomberg-Station in Dubai sowie dem US-Sender CNBC Hintergründe zum Deal erläutert. 

Die grösste und mehrheitlich in Regierungsbesitz stehende Saudi-Bank kauft sich günstig bei der CS ein, nachdem deren Kurs dieses Jahr um mehr als die Hälfte gefallen ist. "wir haben zum Tiefspreis gekauft", so Al-Khudairy. Die Aktie koste derzeit einen Viertel des Buchwerts und sei daher ein "Schnäppchen".  Die CS mit den Standbeinen Schweiz-Geschäft, Vermögensverwaltung und Asset Management könne eine "sehr stabile, konservative Schweizer Bank" darstellen. Al-Khudairy bezeichnete die in den vergangenen Jahren verlustbringende und nun zu restrukturierende Investmentbank aber auch als "Achillesferse" der CS. 

Der Anlagehorizont bei der Credit Suisse betrage drei bis fünf Jahre, Al-Khudairy zu Bloomberg. Die neuen Investoren aus dem Nahen Osten setzen klar auf einen steigenden Börsenwert der zweitgrössten Schweizer Bank. Die CS biete "sehr gute, wenn auch nicht exzellente" Renditemöglichkeiten. "Uns gefällt die Story", sagt Al-Khudairy über die Umbaupläne der Credit Suisse. Die neue Führung der Bank - Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner haben beide 2022 übernommen - sei bereit, die Veränderungen anzugehen. 

Nachdem die CS am Donnerstag ihre Umbaupläne inklusive massivem Stellenabbau und einer Kapitalerhöhung angekündigte hatte, fiel der Kurs der Bank um fast ein Fünftel. Die Verschlankung der Investmentbank und die Verlagerung auf die Vermögensverwaltung als Hauptgeschäft der CS folgt dem Beispiel der UBS, welche diese Veränderungen schon vor zehn Jahren einleitete.

Weitere Kooperation möglich

Derzeit sind viele Analysten skeptisch bezüglich der Turnaround-Pläne der CS, beurteilen sie aber fast durchs Band hindurch als "Schritt in die richtige Richtung." Die Beteilung der SNB, einer Bank aus einem autoritär regierten Land, hat in der Schweiz Diskussionen um Reputationsrisiken für die CS und die generelle "Swissness" der Bank ausgelöst. 

Die CS-Beteiliung der Saudi-Bank beläuft sich auf 2,2 Prozent des SNB-Investitionen respektive 3,5 Prozent des tangible Book Value der Saudi-Bank. "Von der Grösse der her gesehen ist dies ein Standard-Geschäft", sagte Al-Khudairy.  Die CS-Beteiligung über 9,9 Prozent steigern will die SNB nicht. Dies würde sonst Vorgaben bei Regulierung und Buchhaltung betreffen. Die SNB wäre dann kein taktischer Investor, sondern im eigentlichen Sinn "Shareholder", so Al-Khudairy. Anspruch auf einen Sitz im Verwaltungsrat erhebt die Saudi-Bank nicht. 

Hintergrund der Saudi-Beteiligung sind aber auch Absichten der Bankenindustrie des Landes, sich stärker mit dem Rest der Welt zu vernetzen und mehr Investitionen nach Saudi-Arabien zu locken. 

Die SNB ist in Saudi-Arabien die wichtigste Bank für Börsengänge. "Die Unternehmen, die wir an die Börse bringen, werden grösser und komplexer", so Al-Khuairy. Dafür dafür brauche es Experten. Die SNB arbeite bereits mit den grossen Wall-Street-Banken zusammen. Die Umwandlung der CS-Investmentbank zur "Credit Suisse First Boston" mit ihrem Standbein in New York biete daher Opportunitäten.

Der CS-Deal könne auch zu einer strategischen Partnerschaft im Asset Management und dem Investmentbanking der Schweizer Grossbank führen, sagte Al-Khudairy. Als Markt stehe die wachsende Mittelschicht in Saudi-Arabien im Fokus.

(cash)