Am Mittwoch um 14:30 Uhr mitteleuropäische Zeit veröffentlicht das U.S. Bureau of Labor Statistics in Washington die US-Inflationszahlen für den Monat August. Von Bloomberg befragte Ökonomen erwarten einen Anstieg der Inflationsrate von 0,2 Prozent im Monatsvergleich. Nur wenige Ökonomen prognostizieren einen Wert von 0,1 Prozent oder 0,3 Prozent. Das spiegelt ein hohes Vertrauen in die Schätzung wider.
Auf Jahresbasis sollte die Teuerung bei 2,6 Prozent zu stehen kommen. Das wäre der niedrigste Wert seit 2021. Sollte der Anstieg wie erwartet ausfallen, dann hat die Inflation fast wieder den Zielwert von zwei Prozent erreicht. Zur Erinnerung: Im Juni 2022 stand die Inflation bei 9,1 Prozent.
Eine gewichtige Hilfe für die Inflation kommt derzeit vom Ölmarkt, wo die Preise für den Erdölkontrakt West Texas Intermediate in der vergangenen Wochen stark gefallen sind. Am Mittwoch morgen notiert der Futures-Kontrakt bei 65,80 Dollar. Das ist ein Rückgang von 25 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr.
Die Marktteilnehmer werden zudem einen genaueren Blick auf die Kerninflation und die sogenannte Super-Kerninflation werfen. Die Kerninflation schliesst die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise aus, die Super-Kerninflation die Mietkosten.
Bei der Kerninflation besteht ein Konsens über ein Anstieg von 0,2 Prozent auf Monatsbasis und ein Wert von 3,2 Prozent auf Jahresbasis. Für Albert Edwards, Stratege von Société Générale in London, ist aber die Entwicklung der Super-Kerninflation entscheidend. «Man sollte auf die Kerninflation schauen, welche die Wohnkostenkomponente ausschliesst. Unter dem Strich sehen wir seit drei Monaten bei der monatlichen Veränderung eine Null. Das ist die Realität der Kerninflation».
Zinssenkung um 25 Basispunkt fix
Die amerikanische Notenbank Fed ist schon einen Moment entspannter und weniger empfindlich auf kleine Abweichungen in den Teuerungszahlen, da sich die Inflationsrate dem Zielwert von zwei Prozent nähert, schreiben die Ökonomen der ING Bank. Es ist die letzte Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten vor der mit Spannung erwarteten Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) vom 18. September, an dem die geldpolitische Entscheidung über eine Zinssenkung getroffen wird. Die Märkte preisen am Mittwochmorgen eine Leitzinssenkung von 33 Basispunkten ein. Das bedeutet, eine Zinssenkung von 25 Basispunkten ist einerseits fest eingepreist. Andererseits ist eine Senkung um 50 Basispunkte eher unwahrscheinlich, aber noch nicht ganz vom Tisch.
Die Geschichte spricht allerdings gegen eine Zinssenkung von 50 Basispunkten, schreiben die Experten von DataTrek in einer Kundennotiz. Ein Blick zurück bis ins Jahr 1990 stützt die Annahme, dass eine erste Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte eine bevorstehende Rezession signalisierte (2001 und 2007). Erste Senkungen um 25 Basispunkte (1995, 1998, 2019) waren mit keiner Rezession verbunden. Auch wenn die Wirtschaft jüngst sich etwas schwächer zeige, stehe eine Rezession nicht vor der Haustür. Das spreche eindeutig für eine Zinssenkung um 25 Basispunkten.
Die Inflationszahlen dürften einmal mehr die Aktienkurs an der Wall Street bewegen. Fällt die Inflation tiefer als erwartet aus, so sagt das Lehrbuch steigende Aktienkurse und umgekehrt voraus. Wie hoch der Anstieg oder der Verlust ausfallen könnte, sehen sie in der nachfolgenden Tabelle der Marktstrategen von JPMorgan: