Eine davon ist der bisherige Branchenprimus Country Garden, der um sein finanzielles Überleben kämpft. Ein Zusammenbruch des Konzerns könnte eine Kettenreaktion auslösen und die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft in eine Rezession stürzen. Die Immobilienbranche, zu deren prominenten Problemfällen auch China Evergrande gehört, steht für etwa ein Viertel der Wirtschaftskraft der Volksrepublik.
Welche Probleme hat Country Garden?
Country Garden war bis vor kurzem gemessen am Umsatz der grösste chinesische Immobilienentwickler Chinas. Vor Bekanntwerden der aktuellen Probleme galt der Konzern als finanziell stabiler als Konkurrent China Evergrande, der 2021 seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte.
Zwar sind die Schulden von Country Garden mit umgerechnet 178 Milliarden Euro nur etwas mehr als halb so hoch wie die von China Evergrande. Allerdings sind landesweit derzeit rund 3100 Projekte des Konzerns unvollendet, fast vier Mal so viele wie beim Rivalen.
Bei einem Zusammenbruch von Country Garden drohen weitreichende Dominoeffekte: Baufirmen und Banken könnten in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dadurch würde sich die Hoffnung auf eine rasche Erholung der chinesischen Konjunktur von den Folgen der Coronavirus-Pandemie endgültig zerschlagen.
Wie schlimm steht es um Country Garden?
Von den Verbindlichkeiten im Volumen von umgerechnet 178 Milliarden Euro werden fast 14 Milliarden Euro in den kommenden zwölf Monaten fällig. Dem stehen Barmittel von weniger als 13 Milliarden Euro gegenüber. Bis zum Jahresende muss die Firma dem Branchendienst CreditSights zufolge in- und ausländischen Investoren jeden Monat Zinsen im Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro zahlen.
Im September verpasste Country Garden Zahlungen über 15 beziehungsweise 40 Millionen Dollar. Sollte der Konzern die erste Summe nicht bis zum Ablauf der Nachfrist am 17. Oktober überweisen, könnten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten als Zahlungsausfall gewertet werden.
Parallel dazu verhandelt der Konzern mit zahlreichen Gläubigern. in mehreren Fällen einigte er sich mit Anleihe-Haltern auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen.
Spingt der Staat als Retter ein?
Die Regierung in Peking hat bisher keiner privaten Immobilienfirma direkt unter die Arme gegriffen, obwohl einige von ihnen seit 2021 an den Rand eines Zusammenbruchs gerieten. Damals hatten die Behörden wegen ausufernder Schulden den regulatorischen Druck auf die Branche erhöht.
Allerdings sprang im Fall Evergrande die Regierung der chinesischen Provinz Guangdong ein, in der diese Firma beheimatet ist. In der aktuellen Krise konzentrieren sich die Behörden bislang auf Massnahmen zur Ankurbelung des Immobilienmarktes und der Konjunktur insgesamt.
Wie geht es mit Country Garden weiter?
Die Aussichten sind trübe: Wegen eines möglichen Zahlungsausfalls hatte Moody's die Bonitätsnote von Country Garden vor einigen Wochen um drei Stufen auf «Caa1» gesenkt. Gleichzeitig signalisierte die Ratingagentur mit einem negativen Ausblick mögliche weitere Herbstufungen. Das Unternehmen selbst hatte ebenfalls vor einer Zahlungsunfähigkeit gewarnt, nachdem es einen Verlust von rund sechs Milliarden Euro bekannt gegeben hatte.
(Reuters)
