Die Fed beliess den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten damit gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank: "Die deutlich nach oben geschraubten Leitzinsprojektionen sind heute die grosse Überraschung. Die Fed möchte trotz der Leitzinspause keineswegs den Eindruck einer zu lockeren Notenbank erwecken. Die US-Währungshüter möchten das Signal aussenden: Wir sind bereit weiter zu handeln. Damit senden vor allem die Projektionen nach wie vor hawkishe Signale aus, auch wenn das Statement aufgrund der Leitzinspause in der Wortwahl deutlich abgeschwächt wurde. Doch die Notenbanker in Washingtoner werden tatsächlich keine Notwendigkeit haben, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Die Fed ist nun im restriktiven Bereich angelangt. Gleichzeitig sind Schwächeanzeichen der US-Wirtschaft unübersehbar."

Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe: "Die Fed hat sich in eine Zinspause verabschiedet. Inflationsrisiken behält sie im Visier, der Fokus liegt nun aber stärker auf den Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik. Der zinspolitische Wartestand bedeutet nicht, dass der Leitzinsgipfel definitiv erreicht ist. Das zeigen die Erwartungen der Notenbanker. Die Fed behält für inflationäre Betriebsunfälle ganz klar einen Leitzinserhöhungs-Bias. Fällt die Inflationsrate, dürfte er im Zeitverlauf schwächer werden. An Leitzinssenkungen ist erst einmal nicht zu denken. Die Geldpolitik wird noch lange restriktiv wirken.

Friedrich Heinemann, ZEW-Ökonom: "Der Anstieg der Realzinsen wird sich mit einer weiter sinkenden Inflation in den kommenden Monaten fortsetzen, auch wenn die Fed keine weiteren Zinserhöhungen mehr vornimmt. Insofern hat die Fed jetzt gute Argumente für das Ende der Erhöhungsserie. Ein zweites Argument hat der US-Kongress mit seinem Budgetkompromiss geliefert. Die US-Staatsausgaben werden weniger stark wachsen als zuvor geplant. Auch das hat die Aussicht auf eine Rückkehr zur Preisstabilität verbessert."

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust: "Die Pause bei den Zinserhöhungen ist in der aktuellen Lage angemessen. Die US-Notenbank vollzieht damit eine schwierige Gratwanderung zwischen einer konsequenten Inflationsbekämpfung und dem Vermeiden einer starken Rezession. Da die Projektionen der Notenbank in 2023 eine etwas robustere Konjunktur signalisieren als bislang angenommen, dürfte es sich tatsächlich nur um eine Pause bei Zinserhöhungen handeln. Die Notenbank wird die weiteren Inflations- und Wirtschaftsdaten abwarten und – wenn diese keine stark zunehmenden Konjunkturrisiken signalisieren – zwei weitere Zinserhöhungen vornehmen. Bis Ende des Jahres dürfte das Leitzinsniveau um weitere 50 Basispunkte steigen."

(Reuters)