Die Anleihen der grössten Kreditinstitute des Landes, Intesa Sanpaolo und UniCredit , sowie kleinerer Konkurrenten wie Banco BPM , haben eine Rally hingelegt. Die Anleger honorieren ihre Fortschritte bei der Bereinigung ihrer Bilanzen. Während sie früher als überlastet mit toxischen Verbindlichkeiten aus früheren Rezessionen angesehen wurden, werden sie heute als Kaufgelegenheit betrachtet.

Dieser Aufstieg von einem Epizentrum der Instabilität zu einer rentablen Investment-Alternative zeigt sich auch in den Angst-Messgrössen für den Unternehmensanleihemarkt. So haben sich die Kosten für die Absicherung der Verbindlichkeiten von Intesa Sanpaolo und UniCredit gegen einen Zahlungsausfall seit März halbiert. Noch vor gar nicht so langer Zeit hatten die italienischen Banken noch im Mittelpunkt von Marktverwerfungen infolge der Coronavirus-Pandemie gestanden.

Kleinere Kreditinstitute haben ähnliche Erholungen hingelegt: Die Anleihen von Banco BPM und Mediobanca sind im gleichen Zeitraum um 70 Prozent geklettert, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

Das ist ein vielversprechendes Zeichen für ein Bankensystem, das jahrelang unter dem grössten Berg notleidender Kredite in der Region gelitten hat.

Ein Grossteil der Verbesserung ist auf die Bemühungen der Kreditinstitute zurückzuführen, die unter dem Druck der Aufsichtsbehörden stehen, ihr Haus in Ordnung zu bringen und die Höhe der notleidenden Verbindlichkeiten in ihren Büchern zu reduzieren. Ausserdem haben die Banken ebenso wie ihre Pendants in der Region von den Notfallmassnahmen der italienischen Regierung, der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der Pandemie profitiert.

Toxische Schulden

Der Anteil notleidender Kredite in Relation zu den Gesamtverbindlichkeiten italienischer Banken ging laut EZB von 16,5 Prozent im Jahr 2014 auf 6,7 Prozent im Jahr 2019 zurück. Die meisten wurden mit einem Abschlag an Investoren verkauft. Mittlerweile hat sich laut der italienischen Notenbank die so genannte CET1-Quote, eine Messgrösse dafür, wie gross die Kapitalpolster im Verhältnis zur Risiko-Exposition der Banken sind, zwischen 2007 und 2019 auf 13,9 Prozent verdoppelt.

Damit sind die Banken besser in der Lage, auf die Folgen der Coronavirus-Pandemie und eine erneute Welle von notleidend werdenden Schulden zu reagieren, sagt Pier Carlo Padoan, der italienischer Finanzminister von 2014 bis 2018 war. "Die italienische Bankenbranche steht in der Covid-Krise besser da als in der Vergangenheit, nachdem die Banken nach jahrelangen Umstrukturierungen die notleidenden Kredite senken und die Kapitalpuffer verbessern konnten", sagte er in einem Telefoninterview. "Sie sind jetzt gut gerüstet, um mit einer neuen Welle von notleidenden Krediten fertig zu werden."

Der Aufbau dieser Kapitalpuffer wird auch einfacher, da die Anleger einen geringeren Risikoaufschlag für die zur Finanzierung dieser Puffer ausgegebenen Papiere verlangen. Als Intesa im Januar 2016 1,25 Milliarden Euro über AT1-Anleihen, die riskanteste Form der Bankschuldverschreibungen, beschaffte, hatten diese einen Kupon von 7 Prozent. Als die Bank im Februar erneut AT1-Bonds an den Markt brachte, lagen die Kosten bei 3,75 Prozent.

Sinkendes Risiko

Anfang 2017 wurden italienische Banken immer noch gemieden. Ihre AT1-Papiere wurden mit einer Durchschnittsrendite von 8,3 Prozent gehandelt. Jetzt werden die Schuldverschreibungen mit durchschnittlich 6,2 Prozent notiert, was eher den Zahlen der Branche entspricht.

Italienische Bankbonds blieben eines seiner grösseren Engagements mit etwa 6 Prozent, verglichen mit Null vor 18 Monaten, sagt Luke Hickmore von Aberdeen Standard Investments.

Italienische Banken stehen auch vor einer Konsolidierung, da es in dem Land fast 500 verschiedene Kreditinstitute gibt. Grössere Banken könnten mehr Stabilität in der Branche bedeuten. Die kürzlich erfolgte Übernahme des kleineren Rivalen Unione di Banche Italiane (Ubi) durch Intesa könnte wegweisend für den gesamten Sektor sein, sagt James MacDonald, Senior Credit Analyst und Portfoliomanager bei BlueBay Asset Management.

"Es ist ein schwacher Bankensektor, aber trotzdem gibt es in Italien immer noch einige sehr gute Banken", sagte MacDonald.

(Bloomberg)