Für Coinbase-CEO Brian Armstrong müssen es frustrierende Tage sein. Während der Kryptomarkt seit einigen Tagen mal wieder abschmiert – er war zuvor allerdings auch stark gestiegen –, steckt der Chef der US-Krypto-Handelsplattform mitten in einem Disput mit der US-Börsenaufsicht SEC. Beides lastet auf der Aktie des Börsenneulings. Allein in dieser Woche büsste sie bislang knapp 8 Prozent ein. Seit dem IPO im April hat die Aktie über 20 Prozent verloren. 

Die SEC prüft aktuell eine Klage gegen Coinbase wegen eines geplanten Angebots für "Krypto-Lending". Die Idee: Kundinnen und Kunden sollen über die Plattform Einheiten des Stablecoins USDC verleihen können, und dafür 4 Prozent Zinsen kassieren. 

Hintergrund: Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Preis durch aktive oder automatische Geldpolitik, einen Währungskorb oder andere Vermögenswerte gesteuert wird. Oft sind Stablecoins an eine Fiat-Währung wie etwa dem Dollar gekoppelt, was die Volatilität gering hält – daher der Name "Stablecoin". Das Coinbase-Kunden dieses Geschäft nun angeboten werden soll, stösst bei der SEC auf Widerstand. Laut Coinbase wurde man von der SEC darüber informiert, dass die Aufsichtsbehörde "zivilrechtliche Schritte gegen das Programm" einleiten wolle. 

Decentralized Finance: Wie man mit Staking, Lending und Liquidity Mining Geld verdient

Laut Coinbase stuft die SEC die neue Funktion des "Lendings" als Wertpapier ein, was dazu führt, dass sie gewissen Regularien unterliegen würde. Laut eines Tweets von CEO Armstrong hat die SEC dies aber nicht näher begründet. "Die SEC zeigt derzeit ein ziemlich undurchsichtiges Verhalten", beginnt Armstrong eine Reihe von Tweets, in der er gegen die SEC schiesst. Darin kritisiert er, dass die SEC Coinbase plötzlich ins Visier nimmt, obwohl man bereits vor Monaten proaktiv auf die Börsenaufsicht betreffend des neuen "Lending-Produkts" zugegangen sei. 

Kryptoplattformen im Visier von Aufsichtsbehörden

Coinbase bestreitet, dass es sich bei seinem Programm um einen "investment-contract" handelt, der von der SEC beaufsichtigt werden müsse. "Sie erklären uns nicht, warum sie glauben, dass es sich um ein Wertpapier handle", beklagt sich Armstrong auf Twitter. "Stattdessen fordern sie eine Reihe von Unterlagen von uns, verlangen eine Aussage von unseren Mitarbeitern (wir kommen beidem nach) und teilen uns dann mit, dass sie uns verklagen werden, wenn wir mit dem Start fortfahren – ohne zu erklären, warum." 

Alles dreht sich also um die Frage, ob es sich bei "Crypto-Lending" um eine Wertpapier handelt oder nicht. Immer mehr Aufsichtsbehörden nehmen diese Praxis kritisch unter die Lupe. Erst im August hatte SEC-Chef Gary Gensler erklärt, dass einige Kreditplattformen eines Blicks der Regulatoren bedürften - ohne dabei Namen zu nennen. 

Analysten mit zahlreichen Kaufempfehlungen 

Ungeachtet der Auseinandersetzung sind die meisten Analysten überaus "bullish" eingestellt, was das Kurspotenzial der Coinbase-Aktie betrifft. Laut Bloomberg empfehlen von 23 befragten Analysten deren 16 Coinbase zum Kauf, nur zwei raten zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 349 Dollar was einem Renditepotenzial von stolzen 35 Prozent entspricht. 

Für John Tadaro vom Analysehaus Needham ist Coinbase eine "marktführende Kryptoasset-Börse mit bedeutenden zukünftigen Möglichkeiten, die über Börsendienstleistungen hinausgehen". Er gehe davon aus, dass das Börsengeschäft des Unternehmens "schnell und nachhaltig wachsen" werde, da neue Investoren die Krypto-Assets und -Dienstleistungen annehmen würden. Tadero setzt das Preisziel bei Coinbase gar auf 420 Dollar, was 62 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt. 

In der Coinbase-Aktie liegt das ganze Potenzial der Krypto-Branche. Wie bei Kryptowährungen selbst müssen Anlegerinnen und Anleger aber auch hier gute Nerven haben. Schwankungen im Kryptomarkt wirken sich praktisch unmittelbar auf den Aktienkurs aus. Zudem dürften regulatorische Diskussionen wie jene über das "Crypto-Lending" das Unternehmen noch lange Zeit beschäftigen und bei der Aktie immer wieder für Kursrücksetzer sorgen. Neben starken Nerven ist auch ein langer Atem gefragt.