Der Einbruch an den globalen Aktienmärkten von Anfang Monat ist definitiv Geschichte. Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag zum vierten Mal in dieser Woche zugelegt und damit auch die vierte Woche am Stück höher beendet. Vor dem Wochenende markierte der Leitindex SMI bei 12'483,57 gar ein neues Jahreshoch. 

Spannung verspricht die weitere Entwicklung der Aktienkurse im Hinblick auf den Start des Monats September, bekanntlich für die Börsen ein eher schwieriger Monat. So käme eine Konsolidierung nach dem zuletzt starken Lauf wenig überraschend. Allerdings bleiben die Voraussetzungen für steigende Kurse günstig: Schwache Einkaufsmanagerindizes und mögliche Rezessionsängste bremsen die Aktien derzeit nicht. Selbst die leichte Enttäuschung bei Nvidia wurde von den Märkten gut verkraftet, und das Sentiment bleibt laut Experten positiv. Technisch gesehen bleibt die Börsenampel auf "grün", da neue Rekorde starke Kaufsignale sind. Dies zeigt die Bereitschaft der Investoren, trotz Höchstständen zu kaufen, und den fehlenden Verkaufswillen der Investierten. Ohne externe Schocks könnte die Rally noch weitergehen.

US-Jobmarktdaten im Fokus

Die am Freitagnachmittag in den USA publizierten Konjunkturdaten fielen insgesamt mehr oder weniger innerhalb der Erwartungen aus und bewegten die Märkte nicht gross. Vielmehr sind die Augen der Investoren bereits auf die Publikation der neuesten US-Jobmarktdaten vom kommenden Freitag gerichtet. 

Nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell scheint eine Zinssenkung im September sicher. Die Frage ist, ob die Senkung 25 oder 50 Basispunkte betragen wird. Die Spekulationen über den Umfang der Zinssenkung dominieren die Diskussionen unter den Anlegern. Jüngste US-Konjunkturdaten, wie das unerwartet starke Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und die leicht rückläufigen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, deuten eher auf eine moderate Senkung um 25 Basispunkte hin. Die Entscheidung der Fed dürfte wohl von den kommenden Konjunkturindizes abhängen. Verschlechtert sich die Lage am Arbeitsmarkt, könnte ein grösserer Zinsschritt erfolgen.

Relevante Publikationen

In der Schweiz endet die Halbjahres-Berichtssaison in der kommenden Woche mit den Ergebnissen von Swiss Life und Partners Group sowie einem strategischen Ausblick des Generikaherstellers Sandoz. Im Fokus stehen zudem der Einkaufsmanagerindex (PMI) für August, die aktuelle Entwicklung der Konsumentenpreise und deren mögliche Auswirkungen auf Zinsentscheidungen der Schweizerischen Nationalbank sowie die BIP-Zahlen für das zweite Quartal.

Inflation in Europa weiterhin rückläufig

Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate in der Euro-Zone im August auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Teuerungsrate in dieser Höhe gerechnet, nachdem sie im Juli noch 2,6 Prozent betragen hatte.

Damit nähert sich der Wert der Zwei-Prozent-Marke, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt. «Die EZB wird sich aber hüten, den Sieg gegen die Inflation auszurufen», sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. «Denn in den nächsten Monaten wird es mit der Jahresrate der Inflation wieder aufwärts gehen.»

Die EZB hat wegen der abflauenden Inflation im Juni eine Wende eingeleitet und ihren Leitzins erstmals seit Jahren gesenkt - vom Rekordwert von 4,50 auf 4,25 Prozent. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter im September nachlegen werden und den Zins weiter drücken. «Eine Zinssenkung im September ist in Stein gemeisselt», sagte Ökonom Gitzel. «Wer nun aber darauf setzt, dass die EZB im Oktober gleich nochmals nachlegt, dürfte vermutlich falsch liegen.» Auch der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, sieht das Signal für weitere Leitzinssenkungen auf Grün stehen. Wegen Inflationsrisiken laufe es aber «auf kleine Zinsschritte hinaus», sagte Krüger.

Durchzogene Lage am Rohstoffmarkt

Ein Medienbericht über die künftige Förderpolitik von Opec+ sorgte am Freitagnachmittag für fallende Kurse. Demnach soll der Verbund aus Opec-Staaten und anderen Förderländern eine bereits angekündigte Produktionssteigerung länger fortführen als bisher bekannt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete 78,90 US-Dollar und damit 1,04 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,69 Dollar auf 74,22 Dollar.

«Das Auf und Ab am Ölmarkt nimmt kein Ende», kommentierte Barbara Lambrecht von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Sie verwies auf Medienberichte, denen zufolge sich die Produktionsausfälle in Libyen schnell ausweiten. Demnach sei die Ölförderung inzwischen um bis zu 700.000 Barrel pro Tag zurückgefahren worden und alle Exporthäfen im Osten des Landes seien geschlossen. «Es werden Befürchtungen geäussert, dass die Ausfälle auf eine Million Barrel pro Tag ansteigen könnten», sagte Expertin Lambrecht.

(cash/AWP/Reuters)