Die Hoffnung auf ein endgültiges Ende der Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed dürfte die Börsen auch in der neuen Woche in die Höhe treiben. «Selbst wenn sich die Geldpolitiker nicht zu einem befreienden 'das war's' durchringen konnten, für die Anleger war es das: Das Zinsplateau ist erreicht», schreiben die Experten der Helaba.

In der alten Woche sorgte die erneute Zinspause der Fed und Hinweise des Vorsitzenden Jerome Powell auf einen vorsichtigeren geldpolitischen Kurs für eine Rally am Aktienmarkt. Der SMI legte im Wochenvergleich mehr als 2,5 Prozent zu, der Kursanstieg des S&P 500 Index lag gar über der Marke von 5 Prozent. 

Quartalsergebnis der UBS als Wochen-Highlight

In der neuen Börsenwoche wird auf der hiesigen Unternehmensebene insbesondere das Quartalsergebnis der UBS für Gesprächsstoff sorgen. Dabei interessiert die Beobachter insbesondere, ob sich die Lage bei der übernommenen Credit Suisse stabilisiert hat und wie weit die Fortschritte bei der Integration schon gediehen sind.

Von den Blue Chips stehen überdies Updates zum dritten Quartal der Versicherer Swiss Life und Zurich auf dem Programm oder das Halbjahresergebnis des Luxusgüter-Konzerns Richemont. Ausserdem wird Adecco einen Investorentag abhalten.

Weitere Zinserhöhung des Fed bleibt möglich

Allerdings ist noch nicht garantiert, dass es an der Zinsfront wirklich ruhig bleibt. Für die letzte Sitzung der US-Währungshüter um Chef Jerome Powell in diesem Jahr am 13. Dezember rechnen 95 Prozent der Marktteilnehmer mit einer vorweihnachtlichen Zinspause. Analyst Christian Henke vom Broker IG mahnt allerdings zur Vorsicht: «Jerome Powell kann mit einer Leitzinserhöhung jedoch den Grinch spielen und den Börsianern die Bescherung vermiesen.»

Aber auch wenn die Notenbanker derzeit betonten, dass es noch nicht an der Zeit sei, über Zinssenkungen zu sprechen, werde dieser Zeitpunkt kommen, sagt Investmentexperte Carsten Klude von der Privatbank M.M. Warburg. «Wahrscheinlich eher früher als später.» Rückenwind bekämen die Aktienmärkte zudem bereits jetzt von den Unternehmensgewinnen. «Die Berichtssaison für das dritte Quartal läuft gut.»

Aus Investorensicht etwas in den Hintergrund gerückt sind die Sorgen vor einem Flächenbrand im Nahen Osten nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel. «Solange der Iran nicht aktiv in den Konflikt involviert ist, dürften die Kapitalmärkte kaum auf neue Nachrichten aus der Region reagieren», sagt Klude.

Wirtschaftsdaten im Fokus

In der Schweiz wird die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF zu Beginn der Woche den neuesten Beschäftigungsindikator publizieren und später die Konjunkturumfragen vom November. Darüber hinaus sind die Zahlen zum Arbeitsmarkt in der Schweiz des Seco oder der neue Index zu den Preisen von Wohnimmobilien des Bundesamtes für Statistik von Interesse.

Der Fokus der europäischen Investoren richtet sich in der neuen Woche vor allem auf Signale aus Deutschland und China. Am Montag startet der Datenregen mit den Zahlen zu den Auftragseingängen der zuletzt schwächelnden deutschen Industrie an. Die gestiegenen Zinsen, hohe Energiepreise und die maue Weltwirtschaft wirken als Hemmschuh. Von Reuters befragte Experten erwarten eine Stagnation. Zuvor hatten die Unternehmen ihre Produktion im August den vierten Monat in Folge gedrosselt.

Ebenfalls am Dienstag warten die Investoren auf neue Nachrichten aus der kriselnden chinesischen Wirtschaft. Dann sollen Daten zum Aussenhandel in der Volksrepublik im Oktober veröffentlicht werden. Der Exportmotor stotterte zuletzt und auch die Importe waren angesichts der von Immobilienkrise und Kaufzurückhaltung der Verbraucher belasteten Binnenwirtschaft rückläufig. Dass die Talfahrt des Exportgeschäfts zuletzt etwas gebremst werden konnte, gilt zumindest als Hoffnungszeichen.

Zur Wochenmitte legen die deutschen Wirtschaftsweisen ihr Jahresgutachten vor. Die Sachverständigen um die Münchner Ökonomin Monika Schnitzer dürften ihre Konjunkturprognose nach unten korrigieren, nachdem sie im Frühjahr noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt für dieses Jahr von 0,2 Prozent veranschlagt hatten. Die meisten Fachleute sagen Deutschland 2023 ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft von rund einem halben Prozent voraus. Wachstum dürfte sich nach Einschätzung der Bundesregierung und der Bundesbank aber 2024 wieder einstellen.

(cash/AWP/Reuters)