Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Kongress haben zuletzt die Hoffnung der Anleger auf ein geringeres Zinstempo der grossen Notenbanken zunichtegemacht. Dass die europäischen Währungshüter kommenden Donnerstag wie zuletzt im Dezember die Schlüsselsätze um 0,50 Prozentpunkte anheben, gilt als ausgemacht. Noch unklar ist aber, ob die EZB danach ihr Erhöhungstempo beibehält oder den Fuß etwas von Gas nimmt.

"Und dass die geldpolitische Straffung auch ungewollte Nebenwirkungen – wenn auch eher indirekt – haben kann, zeigen die Schwierigkeiten der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB)", schreiben Experten der Helaba. Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz hat die Aktie der SVB, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, zum Ausklang der alten Woche massiv einbrechen lassen.

Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus ist vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Zum Schutz der Kunden seien alle versicherten Einlagen der Bank in eine neue Zweckgesellschaft überführt worden. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den vergangenen Tagen im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.

Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Am Donnerstag hatte bereits die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital Schockwellen durch Teile des Finanzsektors geschickt.

Bankensektor unter Druck

Durch die kräftigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und die hohe Inflation sind viele junge Unternehmen in schweres Fahrwasser gekommen. Dadurch geriet der Bankensektor unter Druck und zog die globalen Aktienmärkte nach unten. Der deutsche Leitindex Dax notierte am Freitag mit 15.445 Punkten knapp ein Prozent unter dem Vorwochenschluss.

Jetzt warten die Investoren auf Klarstellungen anderer grosser Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Das kalifornische Finanzinstitut hat Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet.

"Auch deutsche Banken stehen jetzt im Visier der Verkäufer, weil der Startup-Finanzierer SVB Financial etwas offenbart hat, was auch sie angehen könnte: unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio." Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, die in ihrem Kurs teilweise in nie da gewesener Geschwindigkeit eingebrochen seien. Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken, sagte Stanzl.

Zahlen zur US-Inflation im Februar

Die neue Konjunkturwoche fängt am Dienstag mit Zahlen zur US-Inflation im Februar an. Zum Vormonat erwarten von Reuters befragte Ökonomen einen Preisanstieg um 0,4 Prozent, nach einem Plus von 0,5 Prozent im Januar. Aus Sicht der Fed würde ein solcher Bericht für wieder stärkere Zinserhöhungen sprechen, sagt Commerzbank-Stratege Christoph Balz.

"Seit dem letzten Sommer sinkt die US-Inflationsrate. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Energiepreise schon länger stabilisiert haben und deshalb kaum noch höher sind als vor einem Jahr." Der Preisauftrieb bei den meisten anderen Güter nehme hingegen kaum ab.

Neben den Daten zu den Verbraucherpreisen stehen am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze im Februar an. Laut einer Reuters-Umfrage erwarten Analysten im Schnitt einem Rückgang um 0,1 Prozent vom Vormonat nach einem Anstieg um drei Prozent im Januar. Der Einzelhandel habe zum Jahresauftakt vom höheren verfügbaren Einkommen der Konsumenten wegen des Jobbooms, einer Rentenerhöhung und geringerer Steuerzahlungen profitiert, sagt Balz. "Für Februar rechnen wir mit einer teilweisen Korrektur."

Angesichts der Sorgen um den globalen Bankensektor warten die Anleger vor allem auf die am Freitag anstehenden Zahlen der Deutschen Bank. In der Schweiz veröffentlichen Stadler Rail (Mittwoch) und Swatch (Donnerstag) die Jahreszahlen.

(Reuters)