Allen Unkenrufen zum Trotz haben die Tesla-Aktien im vergangenen Börsenjahr sage und schreibe 743 Prozent an Wert gewonnen. Wer dagegen gewettet hat, verbrannte sich bös die Finger. Laut verschiedenen Berechnungen haben Shortseller (also Investoren, welche auf fallende Kurse setzen) bei der Tesla-Aktie im Jahr 2020 rund 35 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt.

Auch am ersten Tag im neuen Jahr steigt die Tesla-Aktie weiter. Rund 5 Prozent sind es am Montag. Gleichzeitig erklimmt auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis eine atemberaubende Höhe von 1474.

Performance der Tesla-Aktien im Jahr 2020 (Quelle: cash.ch).

Der Anstieg kam so überraschend nicht: Denn im Unterschied zu den traditionellen Benzinern fand bei den Elektrofahrzeugen ein Corona-bedingter Nachfrageeinbruch nicht wirklich statt. Eher noch hat das Interesse an Elektrofahrzeugen im Coronajahr zugenommen.

Dem Aktienkurs kam 2020 neben dem Split im September ebenfalls zugute, dass die Tesla-Aktien im Dezember in den breiten S&P 500 Index aufgenommen wurden, nachdem das Unternehmen in fünf Quartalen hintereinander einen Gewinn erzielt hatte. Die Ergebnisse für das vierte Quartal werden am 3. Februar veröffentlicht.

Musk-Tweet bringt guten Jahresstart

Der Tesla-CEO twitterte auch letzten Samstag euphorisch, dass Tesla das selbstgesteckte Ziel von einer halben Million ausgelieferter Fahrzeuge für 2020 erreicht hat. Dies entspricht einer Produktionssteigerung von 36 Prozent gegenüber 2019.

Das zweite Halbjahr 2020 hat gezeigt, dass Tesla den Output in seiner chinesischen Gigafactory erhöhen und in den USA die Produktion des neuen Model Y hochfahren konnte. Nichtsdestotrotz droht dem Elektropionier 2021 Gegenwind: Erstens zeigen sich die Skaleneffekte in der Produktion nicht in der gewünschten Weise. Die Margen sind immer noch unter Druck.

Zweitens steigen immer mehr traditionelle Autohersteller in den Markt ein. VW liefert neuerdings den Geländewagen ID.4 an seine Kunden aus. Und GM hat kürzlich seine E-Mobilitätspläne beschleunigt und 30 neue Elektroautos bis 2025 angekündigt. 

Letzten Freitag gab Tesla zudem bekannt, dass die Auslieferung des in China produzierten Model Y begonnen hat. Dabei offeriert Tesla das Model Y seinen chinesischen Konsumenten 30 Prozent günstiger als zuerst verkündet. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass die immer stärker werdende Konkurrenz in China mit NIO, Li Auto oder Xpeng Tesla allmählich zu Preissenkungen zwingt.

Tesla könnte hingegen zugutekommen, dass der Bau von zwei weiteren Produktionsanlagen planmässig unterwegs ist - die Produktion in diesen soll noch 2021 gestartet werden. Einerseits baut Tesla an einer Gigafactory im US-Bundesstaat Texas. Dort sollen in der Zukunft Pickups produziert werden. Andererseits entsteht nahe Berlin eine neue Gigafactory, die bis zu 500'000 Fahrzeuge pro Jahr herstellen soll. Dort darf es allerdings zu keinen Verzögerungen kommen.

Denn weiteres Wachstum hat der Elektropionier dringend nötig. Die Marktkapitalisierung von Tesla ist gleich gross wie die grössten 10 Autohersteller zusammen. Diese produzieren in einem Jahr nur nicht 500'000, sondern 50 Millionen Fahrzeuge. Die Aktienentwicklung bleibt daher an die Fähigkeit von Tesla gekoppelt, weiter stark zu wachsen. Ansonsten sind die aktuellen Kursfantasien nicht gerechtfertigt.

ManuelBoeck
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