Boeing platzierte 112,5 Millionen neue Aktien zum Preis von 143 Dollar, wie der defizitäre Airbus-Rivale in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Der Preis lag knapp acht Prozent unter dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Ursprünglich wollte Boeing 90 Millionen Aktien verkaufen, um seine Bilanz zu sanieren und die Ratingagenturen zu beruhigen. Sie hatten damit gedroht, Boeing angesichts der knappen Kassen zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte das Investment-Grade-Rating zu entziehen.
Allein die Aktienplatzierung bringt Boeing 16,1 Milliarden Euro. Dazu kommen Pflichtwandelanleihen für fünf Milliarden Dollar, die spätestens in drei Jahren in Boeing-Aktien getauscht werden. In der Zwischenzeit werden sie mit sechs Prozent verzinst. Einschliesslich der Mehrzuteilungsoptionen, die die begleitenden Banken innerhalb von 30 Tagen ziehen können, kann die Emission 24,3 Milliarden Dollar erreichen.
Mit dem Geld will Boeing Schulden tilgen und weitere Verluste abfedern. Allein bis Februar 2026 werden Kredite über 11,5 Milliarden Dollar fällig, auf der hohen Kante hatte Boeing Ende September noch 10,5 Milliarden. Die Ratingagentur S&P hatte den Flugzeugbauer gewarnt, wenn seine Liquidität unter die Marke von zehn Milliarden Dollar falle oder die Verschuldungsquote steige, drohe ihm eine Herabstufung. «Die Kapitalerhöhung ist der Kreditqualität sicher dienlich. Wir werden das in unser Rating im Lichte anhaltender Mittelabflüsse einbeziehen», sagte der für die Flugzeugbranche zuständige S&P-Analyst Ben Tsocanos am Montag.
Der US-Flugzeugbauer steht unter verstärktem Druck, seit sich im Januar eine Türverkleidung bei einer Boeing 737 MAX von Alaska Airlines während des Fluges gelöst hat. Die Produktion des Verkaufsschlagers ist seither gedrosselt. Allein im dritten Quartal schrieb Boeing sechs Milliarden Dollar Verlust. Der neue Vorstandschef Kelly Ortberg erwartet, dass Boeing auch 2025 noch Geld verlieren wird. Er hat angekündigt, 17.000 Stellen – das entspricht einem Zehntel der Belegschaft – zu streichen.
(Reuters)