Der Backwarenhersteller Aryzta wartet am frühen Donnerstagmorgen mit dem Zwischenbericht für das dritte Quartal des Fiskaljahres 2017/18 auf. Eigentlich war dieser erst für Montag angekündigt.

Doch das ist nicht die einzige Überraschung. Denn das hochverschuldete Unternehmen nimmt den Zwischenbericht zum Anlass, um das diesjährige Gewinnziel ein weiteres Mal zu reduzieren. Der operative Gewinn (EBITDA) werde zwischen 9 und 12 Prozent tiefer als ursprünglich erwartet ausfallen, so lässt man die Öffentlichkeit in der Pressemitteilung wissen.

Bei den Devestitionen sieht sich der Backwarenhersteller hingegen auf Kurs. Zudem kündigt er ein 200 Millionen Euro schweres Kosteneinsparprogramm über drei Jahre an.

An der Schweizer Börse SIX stürzt die Aryzta-Aktie ab. Sie taucht zur Stunde noch um 21 Prozent auf 16,40 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 14,05 Franken. Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich ein Minus von mehr als 55 Prozent, was die Aktie zum Schlusslicht am Schweizer Aktienmarkt macht.

Aus Sicht der UBS fällt die organische Umsatzentwicklung im dritten Quartal insgesamt schwächer als erwartet aus. Die Grossbank macht insbesondere die rückläufigen Absatzvolumen für den erneuten Umsatzrückgang verantwortlich.

Unternehmen "in einem Überlebenskampf"

Der UBS zufolge produzieren Grossabnehmer in Deutschland und der Schweiz wieder vermehrt Backwaren unter dem eigenen Dach. Gleichzeitig erwies sich die Nachfrage in Nordamerika als verhalten.

Angesichts der Aussagen zur operativen Gewinnentwicklung (EBITDA) geht man bei der Grossbank von erneuten Schätzungsreduktionen in Höhe von rund 10 Prozent aus. Die Aryzta-Aktie wird vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 23,50 Franken eingestuft.

Für Vontobel rückt mit der Gewinnwarnung ein anderes Thema in den Vordergrund. Wie die Zürcher Bank schreibt, ging sie für Ende Juli bisweilen von einem Verhältnis von Nettoschulden zu EBITDA von 4,1 gegenüber der Kreditauflage von 4 aus. Bei Vontobel kann man sich nun kaum noch vorstellen, wie das Unternehmen den Kreditauflagentest bestehen soll, selbst bei Einbezug des Verkaufs des Picard-Anteils. Die Zürcher Bank empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 18,50 Franken zum Verkauf.

Wie man bei Baader-Helvea ergänzt, befindet sich Aryzta gar "in einem Überlebenskampf". Die mit "Hold" und einem Kursziel von 25 Franken eingestufte Aktie eigne sich deshalb nur für Anleger, welche sich mit solchen Spezialsituationen auskennen.

Selbst die MainFirst Bank, sie stufte die Aryzta-Aktie zuletzt mit "Outperform" und einem Kursziel von 36 Franken ein,  will ihre Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 50 Prozent zusammenstreichen. Auch sie räumt ein, dass nach der Gewinnwarnung eine Bilanzsanierung anstehen könnte.

Kapitalerhöhung nicht vom Tisch

Aryzta gilt als hochverschuldet, was eine direkte Folge der aggressiven Übernahmepolitik früherer Jahre ist. Zuletzt sah sich der Backwarenhersteller sogar gezwungen, vor wenigen Jahren für viel Geld übernommene Geschäftsbereiche wieder zu veräussern.

Die ungemütliche Kombination aus hoher Verschuldung, schwächlichem Tagesgeschäft und vermutlich nicht werthaltigem Goodwill in der Bilanz lassen an der Börse immer wieder Spekulationen aufkommen, Aryzta müsse eine Kapitalerhöhung durchführen. Bislang wurde dies von den Firmenverantwortlichen stets in Abrede gestellt.

Angesichts der Gewinnwarnung vom Donnerstag schliessen Händler nicht aus, dass der Backwarenhersteller doch noch die Aktionäre um neues Geld fragen muss.