Wie der Konzern am Montag ankündigte, sollen künftig die Geschäftseinheiten Pharma und Onkologie zusammengeführt werden. Gleichzeitig sollen zwei separate Vertriebsorganisationen mit stärkerer geografischer Ausrichtung gegründet werden. Entsprechend werde es in Zukunft einen Vertrieb Innovative Medicines US und einen Vertrieb für Innovative Medicines International geben.

Die beiden Einheiten sind den Angaben zufolge in ihrer Gewinn- und Verlustverantwortung über alle Therapiebereiche hinweg eigenständig. Gleiches gelte für die Bereiche Kundenbetreuung, Marketing und Vertrieb sowie Marktzugang.

Die Aktie von Novartis reagiert positiv auf die Nachricht und steigt nach Handelsbeginn um rund 1,5 Prozent.

Auch wenn Analysten sich grundsätzlich freundlich über die angekündigten Massnahmen äussern, ist in nahezu allen Kommentaren eine gewisse Zurückhaltung auszumachen. Es müsse sich erst noch zeigen, ob diese Schritte ausreichend seien, um das künftige Wachstum zu sichern, meint etwa Stefan Schneider von Vontobel.

In einem Kommentar der Bank of America heisst es, die vereinfachte Struktur sei zwar leicht positiv, dürfte das Sentiment aber kaum massgeblich verändern. Von Investoren sei oft zu hören, Novartis müssten mehr machen, um die Aktie wieder attraktiv zu machen.

Analyst Laurent Flamme von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) schreibt indessen: "Während die Onkologie-Geschäftseinheit aus unserer Sicht Sinn ergibt, muss Novartis sicherstellen, dass globale Marketingsynergien, zum Beispiel Kongresse, Publikationen ect auch bei zwei Vertriebsorganisationen sichergestellt werden." Marketing fange schliesslich spätestens in der Phase 1 der klinischen Prüfung an. Die ZKB stuft Novartis mit "Übergewichten" ein.

Weitere Änderungen

Zudem werde, wie Novartis weiter mitteilte, die Funktion Strategy & Growth neu geschaffen. Sie soll die Konzernstrategie, die Strategie für das Forschungs&Entwicklungs-Portfolio sowie das Business Development vereinen. Diese Funktion soll dabei helfen, die Wachstumsstrategie umfassend umzusetzen sowie interne und externe Chancen wahrzunehmen, um die Pipeline um weitere Produkte zu ergänzen. Der Prozess zur Besetzung der neuen Stelle laufe, heisst es. Bis ein passender Kandidat gefunden ist, kümmere sich derweil Lutz Hegemann, Präsident Global Health, darum.

Darüber hinaus will Novartis die Geschäftseinheiten Technical Operations und Customer & Technology Solutions zur Einheit Operations zusammenführen. So sollen operative Tätigkeiten vereinfacht werden. Ausserdem sollen verschiedene Technologie-Initiativen beschleunigt und in grossem Massstab neue digitale Lösungen erschaffen werden. Mit sofortiger Wirkung wird Steffen Lang, derzeit Global Head of Novartis Technical Operations, zum Präsident Operations ernannt.

Novartis will mit den getroffenen Massnahmen bis 2024 Einsparungen in Höhe von mindestens einer Milliarde US-Dollar erzielen.

Marie-France Tschudin wird Sparten-Chefin

Die organisatorischen Veränderungen gehen auch mit Anpassungen im Management einher. So wird Marie-France Tschudin, derzeit Präsident Novartis Pharmaceuticals, zur Präsidentin Innovative Medicines International und Chief Commercial Officer. Als Chief Commercial Officer werde sie über alle Therapiebereiche hinweg für das globale Marketing, Medical Affairs sowie die Themen Value und Access verantwortlich sein. 

Victor Bulto, derzeit Head of US Pharmaceuticals, wird Präsident der US-Geschäfte der neuen Sparte Innovative Medicines US. Bulto und Tschudin werden per sofort direkt an Novartis-CEO Vas Narasimhan berichten.

Zudem wird per 16. Mai 2022 Shreeram Aradhye zum President Global Drug Development und Chief Medical Officer ernannt. Vor dem Hintergrund der neuen Organisationsstruktur und der Änderungen am Betriebsmodell habe sich John Tsai dazu entschieden, ab 15. Mai neue Herausforderungen ausserhalb von Novartis zu verfolgen. Auch Susanne Schaffert, bislang Leiterin von Novartis Oncology und Robert Weltevreden, President, Customer & Technology Solutions, verlassen Novartis.

(AWP/cash)