Niedrige Zinsen hin, Trump-Twitter-Gewitter her. Langfristig entscheiden die Unternehmenszahlen, in welche Richtung es für die Aktie einer Firma geht. Anhaltspunkte kriegen die Investoren alle drei Monate, wenn die Firmen die Situation bei Umsatz oder Erträgen veröffentlichen. Einige Firmen geben auch Gewinnzahlen bekannt.

Nun neigt sich die Berichterstattung des ersten Quartals der Unternehmen aus dem Swiss Market Index dem Ende zu. Fazit: Viele Unternehmen sind auf Kurs und übertrafen die Erwartungen des Marktes. Allerdings gibt es auch negative Ausreisser nach unten - was sich auch beim Börsenkurs bemerkbar machte (siehe Tabelle unten).

Grosser Gewinner: Swiss LifeDer grösste Lebensversicherer der Schweiz konnte im ersten Quartal massiv zulegen. Vor allem die Prämieneinnahmen kletterten um nicht weniger als 42 Prozent erstmals auf knapp zehn Milliarden Franken. Allein der Schweizer Markt verzeichnet einen Sprung um 69 Prozent auf 7,8 Milliarden Franken. Nur das Startquartal 2010 war besser. Treiber war das Geschäft mit Unternehmenskunden. Der Lebensversicherer aus Zürich profitierte im Bereich der Beruflichen Vorsorge (BVG) vom Ausstieg der Konkurrentin AXA aus dem Geschäft mit Vollversicherungen. 

Die Zahlen von Swiss Life lagen über den Markterwartungen. An der Börse wurden die Resultate allerdings nicht honoriert. Der Titel konnte sich Ende letzter Woche der allgemeinen Börsen-Talfahrt nicht entziehen und geriet leicht unter Druck. Die meisten Firmenbeobachter heben den Daumen nach oben: "Es ist eigentlich alles angerichtet für eine positive Entwicklung", sagt ein Analyst einer Kantonalbank.

Auch gut unterwegs: Geberit. Überraschend gut verlief auch der Jahresstart für den Sanitärtechnikkonzern. Auch hier lagen die Zahlen über den Prognosen des Marktes. Der Reingewinn stieg fünf Prozent auf rund 192 Millionen Franken. Am Tag der Quartalsergebnisse stieg der Kurs um über sieben Prozent. Davon ist bis heute ein Plus von etwas unter sechs Prozent geblieben, was eine der besten Performances der SMI-Firmen seit der Veröffentlichung der Erstquartalszahlen bedeutet. 

Im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland bleibt das Wachstumspotential wegen des Mangels an Arbeitskräften eingeschränkt. Die Baukonjunktur in Europa beurteilt Geberit aber "gesamthaft weiterhin positiv". Das dürfte der Aktie weiterhin Unterstützung geben.

Trotz Kurseinbruchs positiv: Credit Suisse. Das Quartalsergebnis der zweitgrössten Schweizer Bank am 24. April fiel trotz schwierigen Marktumfeldes in den ersten drei Monaten überraschend gut aus. Der Reingewinn stieg um acht Prozent auf knapp 850 Millionen Franken. Die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen. Und für einmal stellte die CS mit ihren Zahlen die Konkurrentin UBS in den Schatten.

Die Aktie reagierte am Tag der Veröffentlichung der Zahlen noch positiv. Allerdings liegt der Titel - wie auch derjenige der UBS - seither tief im Minus. Anleger nahmen Gewinne mit, auch der Gesamtmarkt drehte Ende Mai. Die CS-Aktie hat das Momentum in diesem Jahr gegenüber dem UBS-Titel aber weiterhin auf ihrer Seite.  

Grosser Verlierer: Swiss Re. Naturkatastrophen und der Absturz einer Boeing 737 Max mit folgendem Grounding der gesamten 737-Max-Flotte hatten dem Rückversicherer im Startquartal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Gewinn tauchte, die Aktie hat seit dem 3. Mai sieben Prozent verloren. Das ist viel für einen Rückversicherer. Die Aktie befindet sich nun auch auf dem tiefsten Stand seit Ende Dezember.

Vor allem die operative Geschäftsentwicklung gibt kaum Grund zum Optimismus, sagt ein Analyst. Positiv sei momentan noch die hohe Dividendenausschüttung. Allerdings zahle man mehr aus als man selbst verdiene. Das könne so nicht mehr lange gut gehen, so der Analyst weiter. Anleger warten bei Swiss Re am besten ab.

Verhaltener Start: Zurich Insurance. Etwas weniger enttäuschend als bei Swiss Re, aber dennoch verhalten verlief das Auftaktquartal bei Zurich Insurance. Vor allem das Neugeschäft in der Lebensversichrungsparte entwickelte sich unter den Erwartungen. Ebenso die so genannte Z-ECM-Kapitalposition, die eine entscheidende Rolle in der Ausschüttungspolitik spielt.

Die Aktien von Zurich sind seit Jahresbeginn hinter anderen Schweizer Versicherungstiteln zurückgeblieben. Und anders als im Vorjahr haben die Zurich-Aktien den Dividendenabgang vom April bislang noch nicht wieder wettgemacht. Ein Engagement drängt sich vorerst nicht auf.

Schwierige Lage: ABB. Auch für den Industriekonzern war es kein einfaches Quartal. Bei der ganzen Aufregung um den Abgang von CEO Ulrich Spiesshofer gingen die Quartalsergebnisse fast unter. Zwei Faktoren belasteten die operative Marge: die Integration von General Electric Industrial Solutions sowie die steigenden Kosten, die im Zusammenhang mit dem laufenden Devestitionsprozess der Stromnetzsparte anfielen. Der Reingewinn fiel um sechs Prozent.

Die Aktie hat seit der Publikation der Quartalsergebnisse 4 Prozent verloren. Die angepeilte und von ABB bereits prognostizierte Umsatz- und Margensteigerung in diesem Jahr muss sich erst manifestieren. ABB hat die Anleger in der Vergangenheit zu oft enttäuscht.

SMI-Aktien nach Veröffentlichung der Quartalszahlen

AktiePublikation
Zahlen
1. Quartal
Markt-
Reaktion
auf Zahlen
Performance seit
Publikation
Swiss Life9. Mai-0,6 Prozent
Zurich9. Mai-0,5 Prozent
Givaudan9. Mai-2,7 Prozent
Sika9. Mai-0,2 Prozent
Adecco7. Mai-2,1 Prozent
Swiss Re3. Mai-7 Prozent
Geberit2. Mai+5,8 Prozent
Swisscom2. Mai-0,9 Prozent
UBS25. April-9,3 Prozent*
Novartis24. April-1,7 Prozent
Credit Suisse24. April-8,2 Prozent*
Lonza18. April+7,2 Prozent*
Nestlé18. April+2,3 Prozent
ABB17. April-3,8 Prozent*
Roche17. April-4,1 Prozent

*enthält Ex-Dividenden-Tag / Es fehlen: Alcon, LafargeHolcim, Richemont, SGS, Swatch / Daten: cash.ch