Der Zementkonzern hat für umgerechnet 6,4 Milliarden Franken sein Indien-Geschäft verkauft. Analysten begrüssen den Verkauf aus strategischer Sicht. Weniger gut ankommen dürfte dagegen, dass Aktienrückkäufe derzeit kein Thema sind. Bis um 9.20 Uhr verlieren Holcim 2,0 Prozent auf 46,36 Franken. Der Gesamtmarkt (SMI) steht derweil 0,5 Prozent im Minus.

Die Mittel aus dem Verkauf sollen in erster Linie für den Ausbau des Bereichs "Lösungen & Produkte" verwendet werden, was bereits in den vergangenen Jahren das bevorzugte Investitionsfeld von Holcim war, aber auch für die anderen Geschäftsfelder. Holcim will erklärtermassen den Umsatzanteil von "Lösungen & Produkte" bis 2025 auf rund 30 Prozent erhöhen.

Laut Holcim-CEO Jan Jenisch werden derzeit rund 10 Akquisitionsziele genauer untersucht. Darunter seien sowohl grössere Unternehmen als auch mögliche Ergänzungsakquisitionen. Trotz des Fokus auf die Division "Lösungen & Produkte" will Holcim nicht aus dem Zementgeschäft aussteigen, bei der Zementproduktion aber die Emissionen senken. Indien allein generierte bislang gut einen Viertel der CO2-Emissionen von Holcim.

Jenisch zeigte sich weiter erfreut über den erzielten Preis für die verkauften Anteile an Ambuja Cement und ACC. Dieser sei sehr vernünftig und es resultiere ein signifikanter Buchgewinn. Finanzchefin Géraldine Picaud bezifferte diesen auf 1,5 bis 2,0 Milliarden Franken. Wie hoch er schliesslich ausfallen werde, hänge unter anderem vom Wechselkurs der indischen Rupie am Stichtag ab.

Dass die Mittel aus dem Verkauf auch für Aktienrückkäufe oder für eine Sonderdividende genutzt werden könnten, wollte Jenisch nicht ausschliessen. "Priorität hat für uns der Ausbau des Geschäfts", sagte er. Sollten sich die angedachten Zukäufe aber nicht wie erwartet umsetzen lassen, werde man sich überlegen, wie die Aktionäre allenfalls an der starken Bilanz beteiligt werden könnten.

Nachdem es im Vorfeld bereits entsprechende Gerüchte gab kommt der Verkauf wenig überraschend. Die Experten betonten allerdings, dass sie den Schritt als folgerichtig empfinden. Gemäss ZKB setzt Holcim damit die Transformation von einem zement-lastigen Baustoffhersteller in Richtung eines Anbieters von innovativen und nachhaltigeren Baulösungen konsequent um.

Auch die Bank Vontobel hebt hervor, dass der Erlös nun zur Stärkung des weniger kohlenstoff-intensiven Geschäftsbereichs "Solutions & Products" verwendet werden dürfte. Dies sei aufgrund höherer Renditen strategisch sinnvoll. Zudem könne Holcim damit von Investitionen in die Energieeffizienz profitieren, so der zuständige Experte.

(AWP)