Nach dem nun erfolgten Abschluss des Konsultationsverfahrens startet bei SRF die Umsetzung der Personalmassnahmen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Rund 10 Prozent der 75 Vollzeitstellen sollen laut Mitteilung im Kader abgebaut werden. Bei dem Stellenabbau handelt es sich um eine Massnahme des bereits früher angekündigten Unternehmensprojekts «SRF 4.0».

Von den 75 Vollzeitstellen, die gestrichen werden, ist etwa ein Drittel über Kündigungen geplant. Der Rest soll laut Wappler über Frühpensionierungen und natürliche Fluktuationen abgebaut werden. Der Abbau sei schmerzhaft, aber «rote Zahlen sind für uns keine Option», sagte die SRF-Direktorin. Die Gründe für den Abbau seien rückläufige kommerzielle Einnahmen sowie die Teuerung.

Neben dem Stellenabbau hat die Geschäftsleitung von SRF organisatorische Anpassungen in den Informationsabteilungen beschlossen, um mehr Synergien zwischen Audio, Video und Digital nutzen zu können. Die bisher getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital sollen zu einer multimedialen Chefredaktion zusammengelegt werden.

Keine «Tagesschau» am Mittag und Vorabend

Die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag sowie um 18 Uhr sollen durch moderierte Newsflashes ersetzt werden. Am Wochenende wird die Mittagsausgabe ganz entfallen. Wappler betonte, die Information bleibe ein Kernbereich von SRF. Die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18 Uhr zählten zu den nutzungsschwachen Sendungen. Deshalb konzentriere sich SRF auf Newsflashes und die App. Die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» werden künftig im Sommer pausieren, so wie andere Magazine und Talk-Sendungen auch.

Das Angebot der Radio-Regionaljournale soll am Wochenende reduziert werden - mit Ausnahme von Wahl- und Abstimmungssonntagen. Zudem werden an den Regionalstandorten die Regionalredaktionen Audio/Digital mit den TV-Korrespondentenstellen zusammengelegt. In den Regionalredaktionen soll es zu einer «leichten Stellenreduktion» kommen, wie Wappler sagte. In den Redaktionen ist der Abbau von 16 Vollzeitstellen geplant.

Abbauen will SRF auch beim Drittmarktgeschäft. Entsprechende Produktionsaufträge sollen nur noch angenommen werden, wenn die Übertragungsrechte bei der SRG und bei SRF liegen.

Vorerst nicht betroffen vom Abbau ist die Produktion von Spielen der Schweizer Eishockey-Liga. Diese laufen zwar auf dem privaten Sender Mysports, werden aber von SRF produziert. «Wir halten laufende Verträge ein», sagte Wappler.

Verkleinerung der Geschäftsleitung geplant

Mit «SRF 4.0» will sich das Medienhaus für zukünftige Herausforderungen rüsten. Neben der finanziellen Stabilisierung soll damit auch die digitale Transformation vorangetrieben werden.

Ab 2026 sind weitere organisatorische und personelle Massnahmen geplant, darunter eine Verkleinerung der Geschäftsleitung. Bereits jetzt nicht mehr wiederbesetzt werden soll die Stelle Abteilungsleitung Kultur. Diese ist vakant, seit Susanne Wille zur SRG-Generaldirektorin gewählt wurde.

Gewerkschaft ist «schockiert»

Die Mediengewerkschaft SSM hat sich am Montag in einer Mitteilung «schockiert» gezeigt über den geplanten Stellenabbau bei SRF. Sie warnt vor dem Verlust an Vielfalt und Qualität sowie vor den Folgen für die Mitarbeitenden. Besonders schmerzlich sei das Sparprogramm für die Informationsangebote der «Tagesschau» sowie in den Regionen.

mk/

(AWP)