In Kasachstan haben sich an einer Erhöhung der Autogas-Preise durch die Regierung schwere Unruhen entzündet. Im Folgenden einige Fakten zu dem zentralasiatischen Land:

Rohstoffe und Fläche

Kasachstan verfügt über grosse Mengen an Erdöl, Erdgas und Metallen und ist die grösste Volkswirtschaft unter den fünf früheren Sowjetrepubliken in Zentralasien. Auch nach der Fläche ist Kasachstan die grösste von ihnen. Das Land ist mit über 2,7 Millionen Quadratkilometern gut siebenmal so gross wie Deutschland und hat knapp 19 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner - in Deutschland leben über 83 Millionen Menschen.

Stabilität und Investitionen

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Kasachstan 1991 unabhängig. Präsident war bis 2019 der heute 81-jährige Nursultan Nasarbajew, der das Land mit harter Hand regierte. Er übergab die Macht an den von ihm ausgewählten heutigen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew. Nasarbajew wurde damit der am längsten amtierende Staats- beziehungsweise Regierungschef in den früheren Sowjetrepubliken. Diese Stabilität lockte ausländische Anleger an, die Hunderte Milliarden Dollar investierten. Ein Grossteil der Wirtschaft wird aber nach Einschätzung von Experten von der Familie Nasarbajew kontrolliert.

Sicherheitslage

Nasarbajew hat Kasachstan lange Jahre autoritär regiert. Nach seinem Rücktritt als Präsident behielt er grossen Einfluss als Vorsitzender des mächtigen Sicherheitsrates - zumindest bis Mittwoch dieser Woche. Da löste Tojakew Nasarbajew auf diesem Posten ab und distanzierte sich von seinem Vorgänger. Zahlreiche Protestierende hatten ihrem Unmut gegenüber Nasarbajew Luft gemacht und skandiert: "Hau ab, alter Mann!"

Kasachstan gehört dem von Russland geführten Militärbündnis OVKS an. Weitere Mitglieder der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS, englisch CSTO) sind Belarus, Armenien, Kirgisistan und Tadschikistan. Tokajew bat die OVKS um Unterstützung, am Donnerstag landeten die ersten Soldaten in Kasachstan, um dessen Ordnungskräften zu helfen. Am Mittwoch hatte Russland noch erklärt, niemand dürfe sich von Aussen in Kasachstan einmischen.

Geopolitische Lage

Kasachstan ist ein mehrheitlich muslimischer Staat, der im Westen am Kaspischen Meer liegt. Im Norden teilt es sich eine rund 7000 Kilometer lange Grenze mit Russland. Im Südosten grenzt es an China und Kirgisistan sowie im Südwesten an Usbekistan und Turkmenistan. Kasachstan ist auch Teil des chinesischen Grossprojektes "Neue Seidenstrasse". Damit befindet sich der riesige Binnenstaat Kasachstan - das neuntgrösste Land der Welt - mitten im geopolitischen Tauziehen zwischen Russland, China und dem Westen.

Das Land hat eine historisch gewachsene enge Verbindung zu Russland. Ethnische Russen machen knapp ein Fünftel der Bevölkerung aus. Nach dem Zerfall der Sowjetunion erklärte sich Kasachstan im Dezember 1991 unabhängig. Das Land ist Mitglied der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), in der sich etliche Nachfolgestaaten der Sowjetunion zusammengeschlossen haben.

Menschenrechte und autoritäre Herrschaft

Menschenrechtsgruppen kritisieren seit langem das autoritäre politische System in Kasachstan. Meinungsfreiheit sowie freie und faire Wahlen gibt es nicht. So wurde Nasarbajew 2015 mit fast 98 Prozent der Stimmen für eine fünfte Amtszeit gewählt.

Im Land stehen riesige Statuen, die Nasarbajew darstellen. Hauptstadt und Regierungssitz ist Nur-Sultan, das frühere Astana, das nach Nursultan Nasarbajew benannt wurde. Es ist eines der grossen Industrie- und Dienstleistungszentren des Landes und entstand am Reissbrett. Die frühere Hauptstadt Alma-Ata wurde in Almaty umbenannt und ist heute die Wirtschaftsmetropole und grösste Stadt des Landes.

(Reuters)