"Die Optimisten und Schnäppchenjäger, die bislang immer zur Stelle waren, als die Kurse fielen, halten sich angesichts der angespannten politischen Lage in den USA und einer drohenden zweiten Infektionswelle im Herbst zurück", beschreibt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets die Lage. 

Nervös macht Investoren ausserdem die anstehende neue Runde bei den Brexit-Verhandlungen. Wegen des umstrittenen britischen Binnenmarktgesetzes, mit dem Premierminister Boris Johnson Teile der bereits geschlossenen Scheidungsvereinbarung aushebeln will, stehen sie unter schlechten Vorzeichen. Ohne eine Einigung über die künftigen Beziehungen droht zum Jahresende ein ungeordneter Austritt Grossbritanniens aus der EU.

US-Wahlkampf geht in die heisse Phase

An den Nerven der Investoren zehrt auch die nahende US-Präsidentschaftswahl. Da Amtsinhaber Donald Trump in Umfragen seinen Rückstand zum demokratischen Herausforderer Joe Biden verkleinern konnte, blicken sie gespannt auf das erste TV-Duell der beiden Kontrahenten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (MESZ).

Das grössere Problem sei allerdings das parteipolitische Gezänk um ein weiteres Konjunkturpaket, sagt Christopher Smart, Chef des Research-Hauses Barings Investment Institute. "Die erbitterte Gegnerschaft der Republikaner und Demokraten hat angesichts der vakanten Stelle am Obersten Gerichtshof einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Zeit wird knapp, um einen Gesetzesentwurf zu verabschieden, der substanziell genug ist, um die Firmen zu unterstützen."

SMI verliert sichtbar

Die Aktienmärkte haben angesichts dieser Belastungen weltweit unter Druck gestanden. Der SMI hat diese Woche um 3 Prozent nachgegeben und schloss am Freitag abei 10'216 Punkten. 

Die Abstimmungen in der Schweiz vom morgigen Sonntag werden die Märkte wohl wenig bewegen: Die Begrenzungs- respektive Kündigungsinitiative der SVP, die ein Ende der Personenfreizügigkeitsregelungen mit der EU fordert, dürfte Umfragen zufolge keine Mehrheit erhalten. Am Montag wiederum wird das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco redivierte BIP-Zahlen vorlegen, die von 1980 bis zum zweiten Quartal 2020 reichen. 

Am Mittwoch wird der an der Börse viel beachtete Bauchemiekonzern Sika den Investorentag durchführen. Die Messe Schweiz MCH Group wird ihr Halbjahresergebnis vorlegen und das Forschungsinstitut KOF der ETH Zürich wird das Konjunkturbarometer publizieren. Am Freitag wiederum wagt sich das Immobilienunternehmen Epic aufs Börsenparkett

Zahlreiche Konjunkturdaten voraus

Daneben hält eine Flut von ausländischen Konjunkturdaten Investoren auf Trab. Das Highlight sind die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Er rechne zwar mit einem erneuten Stellenaufbau, allerdings mit dem schwächsten Zuwachs im aktuellen Aufschwung, prognostizierte Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Experten rechnen im Schnitt für September mit 875'000 neuen Jobs. Das sind etwas mehr als halb so viel wie im Vormonat. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.

Grosses Augenmerk richten Börsianer ausserdem auf die US-Konsumausgaben am Donnerstag, denn die Kauflaune der Verbraucher ist die Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft. Diesseits des Atlantik stehen unter anderem die Indizes zum europäischen Verbrauchervertrauen und zum Geschäftsklima (jeweils Dienstag) auf dem Terminplan.

(cash/Reuters)