Das Einreiseverbot der USA für Europäer versetzt den Fluggesellschaften in der Corona-Krise einen weiteren harten Schlag. "Das Flugverbot für Europa wird ausländische Gesellschaften umhauen", sagte Mike Boyd, Branchenexperte der Boyd Group International. Nach Einschätzung von Daniel Röska, Analyst von Bernstein Research, wird das 3500 Flüge wöchentlich und bis zu 800'000 Passagiere betreffen.

Der Luftverkehr zwischen dem Schengen-Raum in Europa und den USA komme damit zum Erliegen. Am stärksten betroffen seien die Lufthansa sowie die US-Airlines Delta und United. British Airways leide weniger darunter, weil das Einreiseverbot nicht über Grossbritannien verhängt ist.

US-Präsident Donald Trump verhängte einen Einreisestopp für Nicht-Amerikaner aus EU-Ländern für 30 Tage. Die überraschende Massnahme im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie soll von Freitag ab Mitternacht an gelten. Am Aktienmarkt brachen Airline-Aktien ein. Der Dax sackte um knapp sieben Prozent unter 10'000 Punkte ab. Lufthansa-Papiere verloren fast zwölf Prozent an Wert.

Aktien der ohnehin schon schwächelnden norwegischen Fluggesellschaft Norwegian Air Shuttle waren mit einem Minus von 20 Prozent am stärksten betroffen. Der Billigflieger wagte sich mit Kampfpreisen an kostspielige Langstreckenflüge heran, was in der Branche als schwer zu lösender Widerspruch gilt.

Condor-Rettung steht auf der Kippe

Einreisen dürfen nur US-Bürger und Ausländer mit dauerhaftem Wohnsitz in den Vereinigten Staaten mit ihren engsten Familienmitgliedern. Die Lufthansa erklärte, sie prüfe die Auswirkungen noch. Flüge von Europa aus sind noch zu einigen Flughäfen mit strengen Ankunftskontrollen der Passagiere möglich.

Auch der Ferienflieger Condor, dessen Rettung durch die polnische Luftfahrtgesellschaft LOT nach einem Bericht des "Spiegel" wegen der Corona-Krise auf der Kippe steht, fliegt Ziele in den USA an. "Wir prüfen im Moment mit Hochdruck die Auswirkungen auf unseren Flugplan und stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden", erklärte eine Condor-Sprecherin.

Die US-Airlines werde das "extrem hart" treffen, sagte der Präsident des amerikanischen Airline-Verbandes Nicholas Callio. Die Chefin der US-Flugbegleiterorganisation CWA, Sarah Nelson, nannte den Schritt unverantwortlich. Das werde die Ausbreitung des Erregers nicht stoppen. "Das ist wenig sinnvoll, denn das Virus ist schon in den USA."

Tourismus in den USA wird leiden

Neben den Airlines wird der Tourismus in den USA unter der Abschottung leiden. Der US-Reiseverband erklärte, im März vergangenen Jahres stammten 29 Prozent aller Reisenden und 3,4 Milliarden Dollar Umsatz aus Europa. "Das wird die ohnehin schon starken Auswirkungen des Coronavirus auf die Reisebranche und die 15,7 Millionen Amerikaner, deren Arbeitsplätze vom Reisen abhängen, noch verschärfen", erklärte der Präsident des US-Reiseverbandes Roger Dow.

Forderungen nach staatlicher Unterstützung für die Fluggesellschaften in den USA kamen auf. Der Schritt störe das Geschäft so stark, dass die US-Regierung dazu gezwungen sein werde, erklärte William Reinsch, Ex-Beamter des Handelsministeriums und Forscher am Center for Strategic and International Studies.

(Reuters)