Darauf hätten sich EU-Unterhändler am späten Dienstag geeinigt, erklärten EU-Parlamentarier. Demnach sollen bis Mitte 2026 mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsmandate von Frauen besetzt sein. Alternativ müssen Frauen mindestens ein Drittel der Mitglieder von Aufsichtsrat und Vorstand zusammen ausmachen. "Wir haben es endlich geschafft, das Dornröschen wach zu küssen", sagte die Verhandlungsführerin des Europäischen Parlaments, die Niederländerin Lara Wolters, zu Reuters. Zuletzt hatten Deutschland und Frankreich die lange auf Eis liegenden Pläne wieder vorangetrieben.

Sollten Unternehmen die Vorgaben nicht einhalten, sind aber keine Strafen vorgesehen. Die Befürworter des Gesetzes gehen aber davon aus, dass der öffentliche Druck ausreichend hoch ist, doch noch die Frauenquote umzusetzen. Viele grosse Investoren und andere Aktionärsvertreter fordern inzwischen eigene Mindestquoten.

Frankreich, Deutschland und Italien hatten seit 2010 eigene Vorgaben zur Frauenquote auf nationaler Ebene eingeführt. Seither steigt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der EU. In Frankreich gilt bereits eine Mindestquote von 40 Prozent Frauen unter denjenigen Mitgliedern der Verwaltungsräte, die keine operativen Aufgaben haben. In Frankreich und Italien, aber auch in angelsächsischen Ländern gehören dem Verwaltungsrat anders als dem deutschen Aufsichtsrat auch operative Führungskräfte an. Frankreich erfüllt als einziges der 27 EU-Länder mit einer Quote von 45 Prozent bereits die neuen Vorgaben aus Brüssel, Estland kommt dagegen nur auf eine Frauenquote von neun Prozent. EU-weit sind laut dem Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen weniger als ein Drittel der Aufsichtsratsmitglieder in den grössten börsennotierten Unternehmen der EU Frauen.

(Reuters)