Der Steuerwettbewerb unter den Kantonen hat in den letzten Jahrzehnten zu einer ungleichen Verteilung der vermögenden Steuerzahler geführt. Das ist der Schluss einer Analyse des "SonntagsBlick", der die Situation in zwei Kantonen untersucht hat.

1969 waren demnach zehn von 1000 Steuerpflichtigen im Kanton Zug Vermögensmillionäre. 2017 lag diese Zahl in Zug bei 132. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich im Kanton Schwyz. Dort kamen 1969 auf 1000 Steuerpflichtige vier Vermögensmillionäre, 2017 waren es bereits deren 125. Landesweit erhöhte sich die Zahl der Millionäre pro 1000 Steuerpflichtige von 1969 bis 2017 von 11 auf 62.

Ein Topmanager, der jährlich fünf Millionen Franken kassiert und ein Vermögen von 50 Millionen hat, müsste in Bern rund zwei Millionen an Steuern bezahlen. In Zug dagegen werden gemäss Steuerrechner des Bundes nur 1,1 Millionen Franken fällig. 

Für Christoph A. Schaltegger, Professor für politische Ökonomie an der Universität Luzern, belegen solche Beispiele, dass der Steuerwettbewerb eine gute Sache ist: "Er gibt abgelegenen und strukturschwachen Regionen die Möglichkeit, sich gegen attraktive Ballungszentren zu behaupten." Die Stadt Zürich zum Beispiel habe viel zu bieten. Wenn hier auch noch die Steuern am tiefsten wären, würde kaum mehr jemand in der Zentralschweiz wohnen wollen. "Die Kluft zwischen Stadt und Land würde grösser, die Peripherie abgehängt."

Dies stösst im Ausland aber auf Kritik. Insbesondere im Bereich der Gewinnsteuern für Firmen erhöht sich der Druck auf Tiefsteuerstandort. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liebäugelt seit längerem mit einem weltweiten Mindeststeuersatz auf Konzerngewinne. Zudem will die US-Regierung von Joe Biden eine globale Mindeststeuer von 21 Prozent einführen.

"Es ist davon auszugehen, dass die heutige Steuerpolitik der Schweiz von den Plänen der USA und auch der OECD unterlaufen wird», sagt Peter Uebelhart, Leiter Steuerpolitik bei KPMG, im "Sonntagsblick". Diese Pläne seien so weit ausgereift, dass sie kaum mehr im Sand verlaufen werden. Eine Mindeststeuer von 21 Prozent hält Uebelhart allerdings für unrealistisch."Das würde auch einige EU-Länder, insbesondere Irland, stark treffen. Der Widerstand dürfte deshalb zu gross sein." Er rechnet daher eher mit einer Mindeststeuer von um die 15 Prozent.

(cash/AWP)