"Wir sind überzeugt, dass unsere expansive Geldpolitik mit einem Negativzins von minus 0,75 Prozent und Interventionen am Devisenmarkt notwendig ist, um die Bedingungen für die Schweizer Wirtschaft angemessen zu halten", sagte SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg in einem Mittwoch veröffentlichten Interview der Zeitung "Blick" und bekräftigte damit einmal mehr die Position der Notenbank. "Wir können bei beiden Instrumenten auch noch weitergehen, wenn es die Lage erfordert."

Die Abschwächung der Landeswährung in den letzten Wochen sei "willkommen und erfreulich", erklärte Zurbrügg. Dank besserer globaler Wirtschaftsaussichten sei die Nachfrage nach dem in Krisenzeiten als sicherer Hafen angelaufenen Franken gesunken. Die Unsicherheiten über den Konjunkturverlauf bleiben jedoch sehr hoch und von einer Zinswende zu sprechen, sei verfrüht. 

Die Währungshüter könnten bei beiden Instrumenten auch noch weitergehen, wenn es die Lage erfordere. "Wir haben im letzten Jahr für 100 Milliarden Franken an den Devisenmärkten interveniert", sagte Zurbrügg. Die gesamten Devisenreserven der SNB betragen mittlerweile 914 Milliarden Franken.

Die Schweizer Devise ist jüngst gegenüber den wichtigsten Exportwährungen auf Mehrjahres- beziehungsweise Mehrmonatstiefs gesunken. Aktuell kostet ein Euro rund 1,1050 Franken und damit so viel wie zuletzt im Juli 2019. Der Dollar ist mit etwa 0,9290 Franken so teuer wie letztmals vor acht Monaten. In den ersten neun Monaten 2020 hatten die Währungshüter für gut 100 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft, um sich gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu stemmen. Unter anderem dieses Vorgehen der SNB hat der Schweiz den US-Vorwurf der Währungsmanipulation eingetragen. 

Immobilienpreise im Fokus

Die SNB verfolgt den kontinuierlichen Preisanstieg bei den Immobilien zudem sehr aufmerksam.  Das Bedürfnis der Menschen, mehr Wohnraum zu haben, sei wegen der Corona-Pandemie noch gestiegen, sagt Zurbrügg. Auch die Preise für Einfamilienhäuser ausserhalb der Zentren zögen wieder an. "Wir beobachten das sehr aufmerksam", sagte Zurbrügg. Denn gerade vom Immobilienmarkt könne eine Gefahr für die Finanzstabilität ausgehen.

In den letzten Jahren hätten sich Verwundbarkeiten im Hypothekar- und Immobilienmarkt aufgebaut. Derzeit habe die Nationalbank aber keine Anzeichen für eine Korrektur.

Zwar seien die langfristigen Zinsen in letzter Zeit nach einem krisenbedingten Rückgang wieder leicht angestiegen. Das liege unter anderem an den verbesserten Aussichten für die Wirtschaft. Die Unsicherheit über den Konjunkturverlauf blieben jedoch sehr hoch. Von einer Zinswende zu sprechen, sei verfrüht.

Die Inflation habe zwar jüngst in einigen Ländern leicht zugenommen. Die Schweiz habe jedoch immer noch eine negative Teuerung. Die Prognosen der SNB gingen von einem leichten Anstieg aus. Sorgen über eine unkontrollierbare Inflationsdynamik seien aber nicht angebracht.

(Reuters/AWP)