"Ich bin nicht begeistert davon, dass er die Zinsen erhöht", sagte Trump am Montag der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf den von ihm nominierten Fed-Chef Jerome Powell. Auf die Frage, ob er an die Unabhängigkeit der Notenbank glaube, sagte der Präsident, er glaube an eine Fed, die "das tut, was gut für das Land ist".

Als Reaktion auf das robuste Wachstum der US-Wirtschaft hatte die Fed den Leitzins in diesem Jahr bereits zwei Mal angehoben, allerdings nur sehr moderat. Zwei weitere Zinserhöhungen werden noch in diesem Jahr erwartet. Trump sieht dadurch allerdings die positive Entwicklung der US-Wirtschaft gefährdet.

Dass ein US-Präsident die Zinspolitik der Notenbank in Frage stellt, ist aber ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Die Fed ist in ihren Entscheidungen unabhängig. Trumps Kritik kann die Sorge auslösen, dass die Notenbank nicht entschieden genug gegen Inflation vorgehen könnte. Powell hatte indes Mitte Juli versichert, dass die Fed "politische Erwägungen nicht berücksichtigt". Die Kritik von Trump an den Zinserhöhungen schwächte am Dienstag den Dollar. Hier die reaktion von Ökonomen zu Trumps Äusserungen.

STEFAN GROTHAUS, ANALYST DZ BANK:

"Nach der Dollarstärke der letzten Wochen könnte eine solche Reaktion der Währung von Trump auch beabsichtigt sein. Ob die Fed sich die Ratschläge zu Herzen nimmt, könnten die Stellungnahmen von wichtigen Notenbankvertretern in den nächsten Tagen zeigen."

HOLGER SCHMIEDING, CHEFÖKONOM BERENBERG BANK:

"Trumps Kommentare halte ich für bedeutungslosen Lärm. Anders als in Fragen der Handels- und Außenpolitik, wo man seine Aussagen ernster nehmen muss, kann er Entscheidungen der Fed nicht beeinflussen. Selbst der von ihm ernannte Powell wird sich nicht reinreden lasssen." 

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Die US-Regierung will natürlich lieber niedrigere Zinsen haben, weil alle anderen großen Notenbanken nach wie vor eine lockere Geldpolitik fahren. Die USA befürchten dadurch einen Nachteil im Außenhandel, da ein starker Dollar den Aufschwung dämpfen könnte. Das passt auch in Trumps Weltbild, das sehr stark auf die amerikanischen Außenhandelsdefizite ausgerichtet ist.

Trump kurbelt die Konjunktur durch neue Schulden an. Niedrigere Zinsen vereinfachen natürlich ein schuldenfinanziertes Wachstum. Daher lehnt er die geldpolitische Straffung der Notenbank ab. Er befürchtet offenbar, dass die Notenbank ihm beim Ankurbeln der Konjunktur in die Parade fahren könnte. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Fed von ihrem geldpolitischen Kurs abbringen lassen wird. Die Fed dürfte im September und im Dezember jeweils ihren Zinsen wie signalisiert anheben."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM:

"Historisch ist das sehr ungewöhnlich. In den sechziger, siebziger Jahren war es noch üblich, dass sich Washington massiv in die Geldpolitik einmischt. Das Resultat kennen wir: eine hohe Inflation. Seit Präsident Clinton galt eigentlich die unausgesprochene Regel, dass der Präsident die Notenbank-Politik nicht kommentiert. Mit dieser Regel hat Trump gebrochen.

Ursprünglich haben Trump und die Republikaner die Fed wegen ihrer lockeren Geldpolitik kritisiert. Nun kommt ein opportunistischer Schwenk. Trump befürchtet nun offenbar, dass höhere Zinsen der US-Konjunktur schaden können. Sein Finanzminister muss ebenfalls höhere Zinsen zahlen."

Der Präsident prägt das Meinungsklima im Land. Wenn beträchtliche Teile der Wähler gegen die Unabhängigkeit der Zentralbank sind, kann sich dem keine Zentralbank der Welt auf Dauer entziehen. Dann findet sich die Zentralbank unter dem Einfluss der Politik wider. Wenn sich das ändert in Amerika, dann hat die Fed langfristig Gegenwind.

Kurzfristig mögen Trumps Äußerungen wenig Auswirkungen haben, weil die meisten Führungspositionen der Fed besetzt sind oder sich im Ernennungsprozess befinden - und dass mit Zentristen und Vertretern des Mainstreams. Die personelle Unabhängigkeit sollte noch ein paar Jahre verhindern, dass die Unabhängigkeit der Fed unter die Räder kommt. Sollte es Trump aber gelingen, eine zweite Amtszeit zu bekommen, könnte die Unabhängigkeit in fünf bis zehn Jahren erodieren, wenn er ihm genehme Leute platziert. Dann kann sich die Fed dem Druck nicht mehr entziehen. Langfristig ist das gefährlich."

(Reuters/cash/sda)