Das Aufsichtsratsmitglied Alexander Schütz hat diese Forderung offenbar in einer E-Mail an den damaligen Wirdecard-CEO Markus Braun gestellt. Schütz informierte Braun zugleich auch darüber, dass er kürzlich Wirecard-Aktien gekauft habe. Diesen Sachverhalt äusserte der Bundestagsabgeordnete Jens Zimmermann Donnerstagabend bei einer Anhörung im Parlament.

Laut dem deutschen "Handelsblatt", dem die E-Mail von Schütz vorliegt, schrieb Schütz am 17. Februar 2019 mit Bezug auf die britische Zeitung "Financial Times" (FT) an Braun: "Hab ja in der FT gelesen dass du ganz ein schlimmer bist", gefolgt von einem Ironie-Smiley. Nach etwas Smalltalk über Urlaub an der Côte d'Azur schrieb Schütz weiter an Braun: „habe übrigens 3x wirecard aktien gekauft letzte woche, macht diese zeitung fertig!!“, gefolgt von einem weiteren Smiley.

Schütz entschuldigte sich am Freitag für die Äusserungen und sagte in einer E-Mail an Bloomberg News, er habe damals geglaubt, dass die Vorwürfe gegen Wirecard seien unbegründet. Er werde die weiteren Schritte mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Deutschen Bank, Paul Achleitner, besprechen. Vor allem Enthüllungen des FT-Reporters Dan McCrum brachte die Aufdeckung des Bilanzskandals ins Rollen.

Entschuldigung an die FT

"Ich habe Markus Braun Anfang 2019 geglaubt, dass Wirecard ein integres Unternehmen ist, das zu Unrecht diffamiert wird und dass es tatsächlich eine mediale Kampagne, initiiert von Short Sellern, gegen das Unternehmen gibt", so Schütz in der E-Mail. "Mittlerweile ist klar, dass ich damit falsch lag. Ich entschuldige mich daher in aller Form bei der 'Financial Times' und ihren Reportern für diese emotionale und deplatzierte Äusserung."

Die Verbindungen der Deutschen Bank zu Wirecard werden im Rahmen einer parlamentarischen Untersuchung des Zusammenbruchs des Zahlungsdienstleisters unter die Lupe genommen. Wirecard hatte im vergangenen Jahr im grössten deutschen Bilanzskandal der Nachkriegszeit Insolvenz angemeldet. Ehemalige Führungskräfte, darunter Braun, sitzen im Gefängnis oder sind auf der Flucht. Der CEO der Deutschen Bank, Christian Sewing, sagte in einer Zeugenaussage am späten Donnerstag, er habe von Schütz’ E-Mail nichts gewusst.

"Wir kommentieren grundsätzlich keine privaten Äusserungen von Aufsichtsratsmitgliedern", sagte Deutsche-Bank-Sprecher Jörg Eigendorf per E-Mail. "Unabhängig davon sind aber sowohl der Inhalt als auch die Haltung der zitierten Äusserung inakzeptabel - unabhängig davon, von wem sie stammt."

Schütz ist Gründer und CEO des österreichischen Vermögensverwalters C-Quadrat, der die Investition der chinesischen HNA in das deutsche Kreditinstitut beaufsichtigte, bis das chinesische Konglomerat die Beteiligung verkaufte. Er trat 2017 in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein und blieb auch nach dem Ausstieg von HNA in diesem Gremium.

(Bloomberg/cash)