Der Dax dürfte trotz steigender Corona-Infektionen auch in der neuen Woche seinem Aufwärtsdrang nachgeben. Zuletzt nahm das Tempo zwar ab, der Aufwärtstrend ist nach Einschätzung von Fachleuten aber immer noch intakt. "Der Dax lässt die Pandemie weiterhin links liegen", sagt Chefaktienhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading. Zwar werde angesichts des US-Feiertags Thanksgiving am kommenden Donnerstag die Liquidität abnehmen und Schwankungen bei Einzelwerten könnten zunehmen. "Der Index wird aber sicher weitere Hochs ansteuern."

Der Dax hat sich in der abgelaufenen Woche von Rekordhoch zu Rekordhoch gehangelt - zuletzt lag die Bestmarke bei 16'290 Punkten, die er am Donnerstag markiert hatte. Er legte auf Wochensicht 0,4 Prozent zu. Ähnlich verhält es sich beim Swiss Market Index (SMI), der innerhalb von fünf Handelstagen 0,2 Prozent zugelegt hat.

Allerdings schlagen einige Experten auch vorsichtigere Töne an. Da der November statistisch betrachtet der stärkste Börsenmonat im Jahr ist, kann es Portfoliomanager Thomas Altmann vom Broker QC Partners zufolge zu Rückschlägen kommen. "Gerade, wenn das Sentiment so positiv ist, schadet eine gesunde Portion Vorsicht zum Jahresende hin sicherlich nicht." Marktteilnehmer sollten davon ausgehen, dass die Aktienmärkte bereits das bestmögliche Szenario eingepreist hätten.

Auch die steigenden Corona-Infektionszahlen schweben wie ein Damoklesschwert über den Börsen. Genau im Blick behalten werden die Anleger daher die Entwicklung der Pandemie und die schärferen Massnahmen zu ihrer Eindämmung. So gilt etwa in Österreich ab Montag für maximal 20 Tage ein Lockdown. In Deutschland fordern Mediziner eine schnelle Umsetzung der neuen Beschlüsse zur Bekämpfung der Pandemie. "Im Fall der Eurozone werden wir anstelle der Inflation etwas mehr darauf achten, ob sich die neuen Covid-Beschränkungen bereits auf die Dienstleistungstätigkeit auswirken", sagte Kenneth Broux, Währungsstratege bei Societe Generale in London. Vorsichtig äusserten sich auch die Analysten der Deutschen Bank: "Eine Reihe von Risiken taucht am Horizont auf." Dazu zählten auch die steigenden Corona-Infektionen in Europa.

Wie ist die Stimmung in der Wirtschaft?

Ein Highlight auf Konjunkturseite steht am Mittwoch mit dem Ifo-Index an. Anleger werden mit Argusaugen darauf schauen, ob die Stimmung in den Chefetagen im November nach vier monatlichen Rückgängen in Folge weiter absackt. Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft gegen Jahresende nur noch schwach wächst – bei gleichzeitig stark steigenden Preisen. Schon am Dienstag stehen die Markit-Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und Deutschland für November an. Bereits im Oktober hatte der Aufschwung in der Euro-Zone dem Konjunkturbarometer zufolge unerwartet kräftig an Tempo eingebüsst. Lieferengpässe und zunehmende Besorgnis hinsichtlich der Corona-Pandemie hatten für eine Abschwächung gesorgt. Am Donnerstag gibt es Details zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, das im dritten Quartal nach einer ersten Schätzung um 1,8 Prozent gewachsen ist.

In den USA sind die Märkte am Donnerstag wegen des Feiertags Thanskgiving geschlossen. In den Tagen davor könnte US-Präsident Joe Biden verkünden, ob Jerome Powell Chef der US-Notenbank Fed bleibt oder durch Notenbank-Gouverneurin Lael Brainard ersetzt wird. Sie gilt als aussichtsreichste Kandidatin. Ebenfalls könnte in der neuen Woche die Entscheidung fallen, wer auf Jens Weidmann an Bundesbank-Spitze folgt.

Auf der Unternehmensseite wird es mit der sich dem Ende zuneigenden Berichtssaison ruhiger. Nur vereinzelt berichten noch einige Firmen über das abgelaufene Quartal. Am Montag gibt die Bank Julius Bär Auskunft über die verwalteten Vermögen. Am Donnerstag öffnet Carlo Gavazzi die Bücher. Am Freitag folgt Dottikon ES.

(Reuters/cash)