"Wenn Europa geschwächt wird, wäre das schlecht für China, und nichts anderes", sagte Ministerpräsident Li Keqiang am Samstag bei einem Spitzentreffen mit Staats- und Regierungschefs aus Osteuropa in Sofia. Er sicherte eine weitere Öffnung seines Landes für Investoren und Waren aus dem Ausland verbunden mit Reformen zu. Das eröffne den Europäern, gerade auch den ärmeren EU-Ländern der Union, neue wirtschaftliche Chancen. Li plädierte für einen freien Handel als geeigneten Weg, um dauerhaft weltweites Wachstum zu sichern.

Li reist mit einer Regierungsdelegation am Sonntag von Sofia weiter nach Deutschland. Anfang kommender Woche stehen in Berlin deutsch-chinesische Regierungskonsultationen an. Dort wird das Thema Handel mit im Vordergrund stehen. China befindet sich wie die EU im Handelsstreit mit den USA, nachdem Präsident Donald Trump mit Zöllen auf Stahl- und Aluminiumlieferungen eine Welle von Gegenzöllen von Handelspartnern ausgelöst hatte. Am Freitag war der Konflikt zwischen China und den USA, den weltweit führenden Wirtschaftsmächten, eskaliert. Beide Länder erheben seitdem Zölle auf Güter des anderen Landes in einem Handelswert von jeweils 34 Milliarden Dollar. Chinas Regierung wirft den USA vor, den "größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte" vom Zaun gebrochen zu haben.

In Sofia warb Li auf einem Gipfeltreffen mit osteuropäischen Staatschefs für engere Wirtschaftsbeziehungen. "Es geht um einen Austausch in beiden Richtungen", sagte er. Der Regierungschef nannte die wirtschaftliche Öffnung seines Landes gegenüber dem Ausland einen Schlüsselfaktor für Chinas wirtschaftlichen Erfolg. Kritik an den sogenannten 16 plus 1-Treffen mit osteuropäischen Staatenlenkern wies er zurück. Es gehe China dabei nicht darum, einen Keil in die EU zu treiben. Vielmehr sei China an einem starken Europa interessiert. Auch der Gastgeber des Treffens, Bulgariens Regierungschef Boyko Borissow verteidigte diese Treffen. "16 plus 1 ist ein Format mit dem Ziel der Stärkung Europas."

Li traf sich in Sofia mit seinen Kollegen aus den teilnehmenden osteuropäischen Ländern auch zu gesonderten Gesprächen. Insgesamt wurden in der bulgarischen Hauptstadt 18 bilaterale Abkommen und Absichtserklärungen unterzeichnet, jedoch keine größeren Geschäftsverträge. China hat angekündigt, Milliarden Dollar in Entwicklungsprojekte in der Region als Teil seines Vorhaben einer "Neuen Seidenstraße" zur Erschließung von Märkten zu investieren. Li bot Organisationen wie die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung an, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Bulgarien erhofft sich dadurch Impulse für eine bessere Infrastruktur.

(Reuters)