"Wir müssen uns darauf einstellen, dass noch viele kommen", sagte Keller-Sutter am Donnerstag in Basel an einer Medienkonferenz. Kurz nach Kriegsausbruch habe es bei einem Treffen der zuständigen EU-Minister die Schätzung gegeben, dass insgesamt rund 5 Millionen Menschen fliehen könnten. Nun hätten es innert eines Monats bereits 3,6 Millionen Menschen getan.

Vor dem Auftritt hatte Keller-Sutter das Bundesasylzentrum in Basel besucht. In Gesprächen mit Betroffenen habe sie gemerkt, dass sich die Geflüchteten eine möglichst schnelle Rückkehr in die Heimat wünschten, sagte Keller-Sutter. Wenn sie die Bilder der Zerstörungen in der Ukraine sehe, halte sie dies jedoch leider nicht für realistisch.

Die Geflüchteten hätten sich in Gesprächen dankbar gezeigt - und betont, sie wollten niemandem zu Last fallen, sagte Keller-Sutter weiter. Die Bundesrätin hatte das Bundesasylzentrum in Basel gemeinsam mit der Staatssekretärin Christine Schraner Burgener besucht. Dies, um sich vor Ort ein Bild der Registrierung und Unterbringung der Schutzsuchenden zu machen.

3000 freie Betten

In den Schweizer Bundesasylzentren haben sich bisher rund 13'000 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert, 2400 davon in Basel. Die Situation sei eine grosse Herausforderung für die Schweiz und die europäischen Staaten, sagte Keller-Sutter.

Insgesamt seien im Moment in Einrichtungen des Bundes etwa 3000 Betten frei, sagte Schraner Burgener. Die Fluktuation sei aber hoch, vorgesehen sei, dass Menschen zwei Nächte in Bundesasylzentren verbrächten, bevor sie auf die Kantone verteilt würden. In den Kanton stünden insgesamt 28'500 Plätze zur Verfügung.

Aktuell würden in der Schweiz jeden Tag rund tausend Geflüchtete registriert, sagte Keller-Sutter. Sie betonte, dass sei wichtig, etwa um zu verhindern, dass Geflüchtete von Menschenhändlern ausgenutzt und dadurch ein zweites Mal Opfer würden. Menschenhandel sei in derartigen Krisen leider ein verbreitetes und bekanntes Phänomen: "In einigen Monaten werden Sie mich fragen, wer hier genau in der Schweiz ist - und dies zurecht", sagte Keller-Sutter.

Nur die Namen aufzunehmen, wie dies einige Länder täten, reiche nicht aus."Wir sind unkompliziert, aber immer noch ein Rechtsstaat. Gewisse Verfahren gehören dazu", sagte Keller-Sutter.

(AWP)