Gleichzeitig hat sich das Umfeld nach dem «Corona-Boom», als die Gelder fast unbeschränkt in die Pharmaforschung flossen, erheblich eingetrübt. Vor allem die steigenden Zinsen bremsen viele forschende Unternehmen. Biotech-Startups kommen nicht mehr so leicht an Geld, um neue Projekte zu finanzieren. Die potentiellen Grosskunden der Zukunft müssen sich daher einschränken.
Und den Konsumenten sitzt das Portemonnaie nicht mehr so locker. Das spürt Lonza etwa bei den Kapseln für Nahrungsergänzungsmittel.
Auch ohne Moderna wachsen
Lonza als weltweit führender Vertragshersteller und -entwickler für die Pharmabranche (CDMO) setzt aber auch ohne Moderna auf Wachstum. Dafür investierte die Firma in den letzten Jahren Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten.
In den Jahren 2024 bis 2028 peilt das Unternehmen nun ein Umsatzwachstum von 11 bis 13 Prozent in Lokalwährungen an. Das sind nur leicht weniger als die 15 Prozent plus in 2022.
Denn CDMOs werden nach Darstellung des Lonza-Managements immer wichtiger für eine erfolgreiche Entwicklung von Medikamenten. Immer mehr Auftragsfertiger sind mittlerweile End-to-End-Service-Dienstleister für Pharmafirmen - ihre Dienstleistungen werden entsprechend zunehmend in Anspruch genommen.
«Wir sind gut positioniert für künftiges Wachstum», betonte Finanzchef Deecke. «Der CDMO-Markt bleibt attraktiv und robust», sagte auch VR-Präsident und CEO ad interim Albert Baehny.
Nächste Suche nach einem CEO
Lonza war zuletzt nicht nur wegen des verlorenen Moderna-Auftrags in den Schlagzeilen, sondern auch mit dem hohen CEO-Verschleiss. Baehny amtet bereits das zweite Mal als Interimslösung.
Der langjährige Chef Richard Ridinger ging Anfang 2019, Marc Funk nur neun Monate später und Pierre-Alain Ruffieux schied gerade erst vor vier Wochen aus.
Baehny übte bis zu einem gewissen Grad Selbstkritik. «In der Vergangenheit haben wir zweimal einen Fehler gemacht», sagte er. «Wir hatten gedacht, ein guter COO könnte auch ein guter CEO werden.»
Aktienwert halbiert
An der Börse fand Lonza kein Gehör: Am frühen Nachmittag büssten die Aktien mehr als 11 Prozent auf 377,50 Franken ein. Zum Höhepunkt des «Corona-Booms» hatten die Papiere noch 785 Franken gekostet - also mehr als doppelt so viel.
Verschreckt wurden die Anleger von dem «Übergangsjahr» 2024, das Lonza in Aussicht stellte. Diverse Sondereffekte führen dazu, dass die Betriebsgewinnmarge im «hohen 20 Prozent-Bereich» liegen wird und nicht, wie für die Folgejahre versprochen, im Bereich von 32 bis 34 Prozent.
(AWP)