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Der Februar gilt auch in hiesigen Börsenkreisen als ein launischer Monat. Und tatsächlich schneidet nur gerade der September im langjährigen Vergleich noch schlechter ab, wie Erhebungen der Bank of America zeigen.
Zumindest bei uns am Schweizer Aktienmarkt macht der Februar seinem Ruf in diesem Jahr allerdings so gar keine Ehre. Ganz im Gegenteil: Während die Leitbörse in New York erstmals seit Jahren sichtlich Mühe bekundet, kletterte der Swiss Market Index (SMI) erstmals überhaupt auf mehr als 13'000 Punkte und liess damit die bisherige Bestmarke vom Januar 2022 hinter sich zurück.
Von den Medien frenetisch gefeiert, ging dem viel beachteten Börsenbarometer etwas mehr als 100 Punkte höher der Atem dann aber auch schon wieder aus. So kurz der Ausflug auf Neuland, so sehr wurden die neuen Rekorde in den hiesigen Medien ausgeschlachtet.
Eigentlich feierte der SMI schon im Mai letzten Jahres neue Rekorde, sofern man denn – wie beim Swiss Performance Index (SPI) – die Dividenden aufrechnet. Anders als man erwarten würde, schenkte man diesen Rekorden in den Medien damals keine Aufmerksamkeit.
Noch einmal zur Erinnerung: Der SPI ist ein sogenannter Performance-Index. Der SMI hingegen ist ein Preis-Index. Bei ersterem werden die Dividenden aufgerechnet, bei zweiterem gehen diese zu Lasten des Index. Stellt man die beiden Börsenbarometer einander gegenüber, vergleicht man Äpfel mit Birnen. Aus diesem Grund wurde der SMI mit Dividenden-Korrektur (SMIC) geschaffen. Und dieser hangelt sich seit langen Monaten still und leise von einer Bestmarke zur nächsten.
Entwicklung des S&P 500 Index auf einzelne Wochentage hochgerechnet seit Januar 2025 (hellblau) und im langjährigen Vergleich (dunkelblau) (Quelle: Deutsche Bank, Bloomberg)
Doch nun wieder zurück zum Börsengeschehen. Denn da gibt es noch von einer weiteren ziemlich interessanten Auffälligkeit zu berichten. So sind die Strategen der Deutschen Bank etwa darüber gestolpert, dass die Leitbörse in New York schon seit Jahresbeginn jeweils am Montag und Freitag auffällig häufig zur Schwäche neigt. Im Gegenzug schneidet der dortige S&P 500 Index an den übrigen Werktagen – insbesondere am Mittwoch – im langjährigen Vergleich deutlich besser ab.
Bei der deutschen Grossbank erklärt man sich das enttäuschende Abschneiden jeweils am Freitag und am Montag damit, dass im bisherigen Jahresverlauf häufig unmittelbar vor dem Wochenende Negativnachrichten – entweder in Form von Zollandrohungen oder enttäuschenden Wirtschaftsdaten – verdaut werden mussten. Ausserdem sei bei den Profis neuerdings eine gewisse Zurückhaltung zu verspüren, über das Wochenende Aktien in den Büchern zu halten.
Noch weiss ich nicht so recht, was ich mit diesen Erkenntnissen anfangen soll. In einer freien Minute werde ich mir allerdings mal etwas genauer ansehen, ob sich solche Beobachtungen auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt machen lassen.
Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten** | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023 | + 3,9 % | + 6,0 % |
2024 | + 7,6 % | + 7,6 % |
2025* | + 8,8 % | +10,8 % |
* Schlusskurse vom 28. Februar 2025
** Entwicklung vor anfallenden Kosten
Kommen wir an dieser Stelle noch kurz auf die Politik zu sprechen. Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich mich für gewöhnlich aus dem Politischen raushalte. Für einmal mache ich nun aber eine Ausnahme, ermüdet mich das tägliche «Trump-Bashing» in den hiesigen Medien doch langsam aber sicher.
Ich finde, wir in Europa und der Schweiz sollten unsere Kraft weniger für die tägliche Empörung über Trump vergeuden und stattdessen konkrete Pläne schmieden, wie wir der Politik Washingtons in den nächsten knapp vier Jahren begegnen.
Sich über Trump zu empören oder ihn gar zu skandalisieren - wie es unsere Politiker und die Medien nunmehr schon seit Monaten tun - bringt uns nicht weiter. Stattdessen sollten wir uns endlich aus der Schockstarre lösen und nach Antworten suchen.
Staaten haben keine Freunde, sie haben nur Interessen – das wusste vor mehr als hundertfünfzig Jahren schon Otto von Bismarck. Eigentlich war das schon immer so. Nur gibt es die Regierung in Washington neuerdings auch offen zu. Geben wir uns also nicht länger falschen Illusionen hin und stellen uns der Realität – so hart es uns auch ankommen möge.
Da lobe ich mir die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Helene Budliger Artieda. Sie drängt in den Medien auf Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA.
Zur Erinnerung: Kurz bevor Donald Trump nach seiner ersten Amtszeit abgewählt wurde und seinem demokratischen Widersacher Joe Biden Platz machen musste, waren die Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Washington weit gediehen. Eigentlich könnte man die Ergebnisse von damals wieder aus der Schreibtischschublade des Oval Office hervornehmen und zum Abschluss bringen.
Ja, die Abhängigkeit der Schweizer Wirtschaft von den europäischen Nachbarländern ist gross. Zu gross. Und ja, diese Abhängigkeit gehört weiter reduziert. Ansonsten drohen wir mit Europa unterzugehen, wie ich finde.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Februar 2025
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 6'783 | ||||
Nestlé N | 144 | 74,88 | 12'545 | + 1'763 | +16,4 % |
Roche GS | 43 | 255,50 | 12'867 | + 1'880 | +17,1 % |
Sandoz N | 290 | 37,17 | 11'470 | + 690 | + 6,4 % |
Sika N | 40 | 215,90 | 9'148 | + 512 | + 5,9 % |
UBS N | 311 | 27,83 | 9'610 | + 955 | +11,0 % |
Adecco N | 241 | 22,36 | 5'866 | + 477 | + 8,9 % |
Baloise N | 52 | 165,71 | 9'032 | + 415 | + 4,8 % |
Cosmo Pharma N | 86 | 63,14 | 5'650 | + 220 | + 4,1 % |
Dätwyler I | 79 | 136,75 | 9'875 | - 928 | - 8,6 % |
Julius Bär N | 109 | 58,66 | 6'605 | + 211 | + 3,3 % |
Medmix N | 591 | 8,80 | 6'631 | + 1'430 | +27,5 % |
Oerlikon N | 1'825 | 3,56 | 7'468 | + 971 | +14,9 % |
SoftwareOne N | 701 | 6,18 | 4'290 | - 42 | - 1,0 % |
Total | 117'840 | + 8,9 % |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2025
So gross die wirtschaftlichen und politischen Probleme in Europa – so erfreulich ist die bisherige Börsenbilanz. Hierzulande liegt der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn mit 10,8 Prozent im Plus. Dem hinken die um 8,8 Prozent höheren Schweizer Aktienfavoriten für 2025 mittlerweile leider etwas hinterher.
Während sich die beiden Schwergewichte Roche und Nestlé seit Januar sehr erfreulich entwickelt haben, kosteten mich zuletzt vor allem die Aktien von Sandoz und Medmix einiges an Rendite.
Bei Sandoz ist im Hinblick auf die Ergebnisveröffentlichung vom kommenden Mittwoch eine gewisse Grundnervosität zu verspüren. Die Angst gilt dabei vor allem den diesjährigen Finanzzielen. Gut möglich, dass der Hersteller von Nachahmermedikamenten diesbezüglich zunächst eher tiefstapelt. Im weiteren Jahresverlauf stehen im margenstarken Geschäft mit sogenannten Biosimilars sowohl in Nordamerika als auch in Europa gleich mehrere wichtige Produkteinführungen an. Für Wachstum auf diesem Gebiet sollte folglich gesorgt sein. Den jüngsten Kursrücksetzer erachte ich daher als übertrieben.
Unter die Räder gerieten die zuvor erfreulich starken Aktien von Medmix. Die Kursverluste sind weniger dem letztjährigen Ergebnis als vielmehr den vorsichtigen Aussagen zur diesjährigen Geschäftsentwicklung geschuldet. Aus Sicht des Medizinaltechnikunternehmens dürfte 2025 zu einem margenseitigen Übergangsjahr werden. Sprich: Die operativen Gewinnmargen werden sich langsamer erholen als man sich das in Analystenkreisen erhofft hatte. Medmix befindet sich inmitten eines Turnaround-Prozesses. Mir erscheint Firmenchef René Willi die richtige Person für diese Aufgabe zu sein. Seit er im Juni das Ruder übernommen hat, entwickeln sich die Dinge in die richtige Richtung.
Die Aktien der UBS werden hingegen weiterhin von der Diskussion um strengere Eigenmittelvorschriften ausgebremst. Letzte Woche hatte das Eidgenössische Finanzministerium erklärt, dass die Kapitalfrage nicht von der Regierung, sondern vom Parlament entschieden werden soll. Gut möglich, dass es sogar zu einer Volksabstimmung kommt. Eine solche liesse sich wohl nicht vor 2028 durchführen. Mir ist bewusst, dass die Börse nichts so sehr scheut wie die Ungewissheit. Immerhin versüsst die grösste Schweizer Bank ihren Aktionärinnen und Aktionären das Warten in der Zwischenzeit mit einer grosszügigen Jahresdividende und Aktienrückkäufen. Ich selber bleibe dabei: Die Eigenmittelvorschriften für Schweizer Banken sind schon heute von den strengsten weltweit. Übertreiben es Politik und Behörden, schmälert das die Ausgangslage der UBS im Wettbewerb mit den übermächtigen Banken aus Übersee empfindlich. Das wiederum kann und soll nicht im Sinn des Gesetzgebers sein.
Ziemlich enttäuscht bin ich von der Aktienkursentwicklung bei Dätwyler. Spätestens seit der Jahresergebnisveröffentlichung von Mitte Februar dürfte klar sein, dass sich die operativen Gewinnmargen langsamer als erhofft erholten werden. Das im Dezember letzten Jahres aufgelegte Restrukturierungsprogramm sieht nicht nur Optimierungsschritte, sondern auch Wachstumsinitiativen vor. Wachstumsmöglichkeiten gibt es etwa im Zuliefergeschäft für Hersteller von Abnehm-Spritzen. Die erste Produktwelle hat Dätwyler zwar verschlafen. Bei der nächsten will das Unternehmen nun aber mit dabei sein. Ich traue der neuen Firmenleitung durchaus zu, das Unternehmen dank der Umsetzung dieser Ambitionen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Für einen Turnaround-Kandidaten erscheinen mir die Aktien ausserdem nicht übertrieben hoch bewertet.
Transaktionen Aktienfavoriten 2025
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
03.01.2025 | Nestlé N | Kauf | 144 | 74,88 | Franken | 10'783- |
03.01.2025 | Adecco N | Kauf | 241 | 22,36 | Franken | 5'389- |
03.01.2025 | Cosmo Pharma N | Kauf | 86 | 63,14 | Franken | 5'430- |
03.01.2025 | Dätwyler I | Kauf | 79 | 136,75 | Franken | 10'803- |
03.01.2025 | Medmix N | Kauf | 591 | 8,80 | Franken | 5'201- |
03.01.2025 | Roche GS | Kauf | 43 | 255,50 | Franken | 10'987- |
03.01.2025 | Sandoz N | Kauf | 290 | 37,17 | Franken | 10'779- |
03.01.2025 | Sika N | Kauf | 40 | 215,90 | Franken | 8'636- |
03.01.2025 | UBS N | Kauf | 311 | 27,83 | Franken | 8'655- |
03.01.2025 | Baloise N | Kauf | 52 | 165,71 | Franken | 8'617- |
03.01.2025 | Julius Bär N | Kauf | 109 | 58,66 | Franken | 6'394- |
03.01.2025 | Oerlikon N | Kauf | 1'825 | 3,56 | Franken | 6'497- |
03.01.2025 | SoftwareOne N | Kauf | 701 | 6,18 | Franken | 4'332- |
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3 Kommentare
Bravo für den gelungenen Kommentar zu Trump und zum drohenden Untergang Europas. Sie sind einer der wenigen, der sich auszusprechen traut, was viele denken.
Ich war bisher auch kein Trump Basher auch wenn ich sein auftreten widerlich finde. Was nun aber passiert bringt mich zu Craig Unger. Vielleicht hat der doch recht!
Mir geht das ziemlich ähnlich. Man darf halt auch nicht vergessen, dass Trump ein Show-Man ist. Deshalb gilt: Abwarten, die Nerven bewahren - und vielleicht ergibt ja alles mit der Zeit einen Sinn. Dann zeigt sich auch, ob Craig Unger mit seiner Vermutung richtig liegt.